Cannabis war öfter im Weltraum, als man denkt

Ein Astronaut und eine Cannabispflanze im Weltraum

So weit und doch so nah: Der Blick ins All ist faszinierend. Kein Wunder, dass Menschen hoch hinaufwollen, um zu sehen, was dort vor sich geht. Cannabis katapultiert die Faszination Weltraum in ganz neue Sphären. Es ist Zeit für eine Erforschungsreise in den Weltraum. Was hat es auf sich mit Cannabis im All?

Der Countdown für die Veröffentlichung dieses Artikels begann im Jahr 2017, als wir eine E-Mail erhielten. Das Unternehmen Herban Planet teilte uns darin mit, dass es erfolgreich Cannabis ins All geschickt und damit Geschichte geschrieben hat. Eine seiner Tochtergesellschaften hat – gemeinsam mit den brillanten Menschen hinter Sent Into Space – fast ein halbes Kilo Cannabis-Buds 35 km über die Oberfläche des Planeten geschickt.

Herbalplantets getrocknetes Cannabis im Weltraum
Tatsächliches Standbild vom Weltraumflug (PRNewsfoto/Herban Planet)

Warum sollten sie das tun? Nun, der Name der eben erwähnten Tochtergesellschaft lautet „Space Weed Bro“, was die Frage mehr oder weniger beantwortet. Ihr „Space Weed“ wird ausschließlich in einer Apotheke in Arizona verkauft. Auf der Website von Space Weed Bro heißt es, dass das Gras „schwerelos durch den Weltraum gereist ist, was ein Ultra-Premium-Produkt garantiert, das nach den Sternen gegriffen hat“. 

Hängt die „Ultra-Premium“-Natur der Buds mit der Tatsache zusammen, dass sie in der Schwerelosigkeit des Weltraums waren? Oder ist ihr „Griff nach den Sternen“ durch ihre astronomische Reise garantiert? Vermutlich würden, genau wie bei menschlichen Astronauten, die besten Exemplare ausgewählt werden. 

Macht es überhaupt Sinn, Cannabis ins All zu schicken? Und zählen 35 km als „im Weltraum“? Was ist ein „Schwerelosigkeitsraum“? Schickt Sent Into Space noch andere Dinge in den Weltraum? War Cannabis zum ersten Mal im Weltraum? Eins war klar: Die Mission zur Beantwortung dieser Fragen hatte begonnen!

Wie hoch ist der Weltraum, wenn es um Cannabis geht?

Gemäß der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) beginnt der Weltraum 100 km von der Erde entfernt. Mit dem Ziel den Flugsport zu überwachsen, wurde der Verband 1905 gegründet. Sein Wirkungsfeld hat sich auf die Erfassung aller Arten von himmelbezogenen Aktivitäten ausgedehnt, einschließlich der Raumfahrt.

JAXA, die Japan Aerospace Exploration Agency, hält momentan den Höhenrekord für einen Ballon ohne Besatzung, der bei 53 km liegt. Selbst das ist nur auf halbem Weg zur Kármán-Linie, wie der 100-km-Punkt genannt wird.

Nach FAI-Standards gilt die Internationale Raumstation mit 322 km Entfernung definitiv als im Weltraum. Wenn das berühmte Foto von Commander Chris Hadfield mit einer großen Tüte „Weltraumgras“ echt und nicht gephotoshopt wäre, wäre dies definitiv der weiteste Weg, den Cannabis im Weltraum zurückgelegt hat. Leider ist das Foto nur ein Scherz.

Der fröhliche Astronaut hält eine Tüte mit Ostereiern in der Hand, die er an Bord der Raumstation verstecken will. Wenn es Cannabis tatsächlich bist auf die ISS geschafft hat, dann halten sich alle sehr bedeckt (im Weltraum kann einen niemand husten höre).

Commander Chris Hadfield mit Photoshopped Unkraut und Originalbild mit Ostereier
Kommandant Chris Hadfield mit einer in Photoshop erstellten Tüte „Weltraumgras“ (links) und einer echten Tüte mit Ostereiern (rechts)

35 km gelten als „near space“ (falls Sie sich jemals gefragt haben, was das Gegenteil von „outer space“ ist, wissen Sie es jetzt). Das ist in der oberen Stratosphäre, was ziemlich beeindruckend ist – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass der von JAXA verwendete Ballon einen Durchmesser von 60 m hatte, während der Ballon von Space Weed Bro / Sent Into Space zum Zeitpunkt des Platzens etwa 10 m groß war.

Die Explosion sorgt dafür, dass die Nutzlast – in diesem Fall unser „Space Weed“ – zur Erde zurückkehrt. Sie wird dadurch verursacht, dass die Luft in den oberen Bereichen der Stratosphäre tausendmal dünner ist als auf Meereshöhe. Das Gras, pardon Gas, im Inneren des Ballons dehnt sich schnell aus, bis der Ballon dem Gas nachgibt. An diesem Punkt tritt das Cannabis in den freien Fall ein.

Cannabis im freien Fall wiegt nichts!

Astronautendealer aufgepasst! Im freien Fall wiegt Cannabis nichts – genau wie alle anderen Gegenstände. Sobald der Ballon platzt, wirkt auf seine Nutzlast nur noch die Schwerkraft. Dies wird als freier Fall bezeichnet.

Der freie Fall ist in der ISS für das Phänomen der Schwerelosigkeit verantwortlich – im „Kotzkometen“, auf Achterbahnen und – für den Bruchteil einer Sekunde – selbst wenn wir von einem Tisch springen. Man kann also den freien Fall hier auf der Erde erleben. Interessanterweise gibt es keinen „Schwerelosigkeitsraum“.  Je weiter entfernt von der Erde desto geringer die Schwerkraft, sie erreicht aber nie den Nullpunkt.

Das ist eigentlich eine gute Nachricht für unser Space Weed, Bro! Wenn es sich wirklich in der Schwerelosigkeit befände, würde es nach dem Platzen des Ballons einfach umherschweben, statt zur Erde zurückzukehren. Außerdem würde die Anziehungskraft anderer Objekte zu wirken beginnen.

Die Anziehungskraft des Mondes reicht aus, um Gezeiten auf der Erde zu verursachen. Selbstverständlich kann sie deshalb auch Objekte beeinflussen, die sich näher am Mond befinden. Bis unser Weltraum-Cannabis einer signifikanten Anziehungskraft der Erde entkommen würde, wäre es der Schwerkraft eines anderen Himmelskörpers ausgesetzt.

Die verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre
Die verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre

Was passiert also mit Cannabis im All?

Neben seiner Kooperation mit Space Weed Bro schickte das Team von Sent Into Space im April 2017 für Viceland TV einen Joint 32 km ins All. Die Aktion fand im Rahmen der „Weed Week“ statt. Hinter Sent Into Space stehen Profis, was in diesem Interview mit Mitgründer Dr. Chris Rose deutlich wird. Ihr Fachgebiet liegt im Bereich Weltraum und nicht Cannabis. Dennoch scheint Dr. Rose aufrichtig daran interessiert, herauszufinden, was mit Cannabis im Weltraum passiert.  

Erstes Cannabis im Weltraum?

Das Projekt von Space Weed Bro war weitaus das professionellste Cannabis-Projekt im Weltraum, es war aber nicht das erste. Diese Ehre gebührt – soweit wir wissen – diesen Leuten, die anscheinend SeedHub vertreten, ein Verzeichnis von Saatgutunternehmen in den USA.

Der in der YouTube-Beschreibung angegebene Link führt zu einer leeren Seite. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass es ihnen gelungen ist, nicht nur Cannabis-Buds in Form eines Joints, sondern auch Samen und eine lebende Pflanze ins All zu schicken!

Laut ihrem Video schafften sie es, fast 29 km hoch zu fliegen, bevor ihr Ballon explodierte. Wenn 32 km als „near space“ gelten, dann sind 29 km immer noch ziemlich nahe am Weltraum, wenn Sie uns fragen. Der sympathische Amateurstart fand am 1. Juni 2013 statt.

Space Weed Bro Logo und zwei Männer mit heißem Ballon

Vier Jahre später folgte die Mission von Herban Planet, das Wettrennen um Cannabis im Weltraum war aber noch nicht vorbei. Im Jahr 2019 schickte ein Unternehmen namens Space Tango Hanfsamen zur ISS, um herauszufinden, wie die Samen auf Mikrogravitation reagieren. Space Tango hat dieses spannende Projekt gemeinsam mit einem CBD-Hersteller sowie einem Hanfanbau- und Lifestyle-Unternehmen umgesetzt. Wir sind schon jetzt gespannt auf die Veröffentlichung der Ergebnisse.

Kaffee und Cannabis auf der ISS?

Ein weiteres faszinierendes Experiment, dessen Ergebnisse wir noch abwarten, stammt von Front Range Biosciences. Das Unternehmen hat im Jahr 2019 Pflanzenkulturen aus Hanf (und Kaffee) zur ISS geschickt, um zu sehen, ob sie mutieren würden. Das nennen wir mal „Space Weed Bro“! (Es ist nicht bekannt, ob Commander Hadfield die Pflanzenkulturen wie seine Ostereier versteckt hat.)

Das Ziel des Experiments: Saatgut entwickeln, das besser mit der Klimakrise zurechtkommt und vielleicht sogar noch mehr der in der Pflanze enthaltenen Cannabinoide nutzbar machen. Front Range Biosciences hat bereits dazu beigetragen, eine Kaffeesorte zu entwickeln, die in Kalifornien gedeiht, wo ein ganz anderes Klima herrscht als in den äquatorialen Regionen, aus denen der Kaffee stammt.

Ist es sinnvoll, Cannabis ins All zu schicken, um es auf potentielle Mutationen zu untersuchen? Oder sollten seine Wurzeln besser auf der Erde bleiben? Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!

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    Scarlet Palmer

    Ihr lebenslanges Interesse an Bewusstseinsveränderungen hat Scarlet zu verschiedenen beruflichen Stationen geführt: Künstlerin, Schriftstellerin, Umweltaktivistin, Muppet-Darstellerin und professionelle Cannabis-Dealerin. Sie will sachlich über Drogen informieren, damit Menschen fundierte Entscheidungen treffen und den Schaden reduzieren können.
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