Cannabiskonsum und ein trockener Mund scheinen ein unzertrennliches Gespann zu sein. Leider kann das sogenannte „Pappmaul“ ziemlich nervig sein! Aber müssen sich Cannabiskonsumenten damit abfinden? Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Studienlage, um die Ursachen für das Phänomen herauszufinden, und darauf, was Cannabiskonsumenten dagegen tun können.
Cannabiskonsumenten auf der ganzen Welt sind mit dem klebrigen, trockenen Gefühl vertraut, das ihren Mund nach dem Cannabiskonsum ausfüllt. Tatsächlich scheint der Zusammenhang so unvermeidlich, dass die meisten Menschen den Mechanismus, der hinter diesem seltsamen kleinen Phänomen steckt, selten in Frage stellen – mit Ausnahme einer Handvoll Forscher, die glauben, herausgefunden zu haben, wie genau es zum nervigen Pappmaul kommt.
Wie wird Speichel gebildet?
Zunächst sollten wir einen kurzen Blick auf den Prozess der Speichelproduktion werfen. Die Speichelbildung scheint in einem zweistufigen Prozess abzulaufen. Zunächst sondern spezialisierte Zellen, die als Azinuszellen bekannt sind, ein Sekret ab, das in seiner Zusammensetzung Plasma ähnlich ist. Diese Flüssigkeit durchläuft dann auf dem Weg in die Mundhöhle die Speichelkanäle, wobei Natrium und Chlorid herausgefiltert und Kalium und Bikarbonat hinzugefügt werden. Dieser Prozess ist es, der die „hypotone Lösung“ erzeugt, die letztendlich als Speichel in den Mund abgegeben wird.
Die Speichelsekretion wird durch das parasympathische Nervensystem gesteuert. Dieses ist für verschiedene Stoffwechselprozesse verantwortlich, die mit der Nahrungsaufnahme, dem Appetit und der Antizipation des Essens zusammenhängen.
Die Aktivierung der Rezeptoren in den Speicheldrüsen erfolgt durch Impulse aus der Chorda tympani. Dieser wichtige Nerv hat seinen Ursprung in den Geschmacksnerven, bevor er durch das submandibuläre Ganglion (die Ansammlung von Nervenzellen in der Submandibuladrüse) zum Gehirn gelangt. Die Chorda tympani setzt eine chemische Verbindung frei, das so genannte Acetylcholin, eine der wichtigsten speichelstimulierenden Substanzen des Körpers, die direkt auf die Rezeptoren der Untermandibeldrüse wirkt.
Eine weitere wichtige chemische Verbindung, die an der Produktion des Speichelsekrets beteiligt ist, ist Noradrenalin. Diese Verbindung wird durch die präganglionalen Nerven freigesetzt, die „stromaufwärts“ des submandibulären Ganglions liegen. Es wirkt direkt auf die Myoepithelzellen, die die Azinuszellen umgeben: sie ziehen sich zusammen, was dann wiederum zur Sekretion von Speichel führt.
CB-Rezeptoren in den Speicheldrüsen
Mehrere Studien zeigen, dass Cannabiskonsum zu oraler Trockenheit führen kann. 1986 stellte eine Studie über die Auswirkungen von Cannabidiol (CBD) fest, dass die Nebenwirkungen der Verabreichung von oralem CBD auch einen trockenen Mund umfassten. Seitdem haben mehrere andere Studien ebenfalls die durch Cannabinoide induzierte orale Trockenheit beobachtet. Der wissenschaftliche Name für das Syndrom lautet Xerostomie.
Die vielleicht bisher tiefgreifendste Studie über durch Cannabis induzierte Xerostomie wurde 2006 von Forschern der Universität Buenos Aires, Argentinien, durchgeführt. Die Forscher fanden heraus, dass die Cannabinoid-Rezeptoren Typ 1 und 2 in den Submandibeldrüsen, die unter dem Mundboden liegen und für die Produktion von 60 bis 67 Prozent des Speichels verantwortlich sind, vorhanden sind.
Die Forscher fanden heraus, dass der Endocannabinoid-Agonist Anandamid (AEA) mit hoher Affinität die in den Drüsen befindlichen Cannabinoidrezeptoren bindet und die Produktion der speichelinduzierenden Verbindungen Noradrenalin und Methacholin blockiert, was zu einer Abnahme der Speichelsekretion führt.
Wie bereits erwähnt, sind diese speichelinduzierenden Verbindungen Teil einer normalen Funktion des parasympathischen Nervensystems. THC ist ebenfalls ein Agonist der CB-Rezeptoren und beeinflusst die entsprechenden Rezeptoren der Untermandibeldrüsen wahrscheinlich in ähnlicher Weise.
Die fundamentale Rolle des Endocannabinoidsystems
Interessanterweise kam die Studie aus Argentinien auch zu dem Schluss, dass die Rolle des Endocannabinoidsystems nicht bloß darauf beschränkt ist, Signale an den Submandibeldrüsen selbst zu blockieren. Die Impulse, die über die Chorda tympani gesendet werden, stammen auch aus dem Gehirn.
Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass die intravenöse Verabreichung von Cannabinoiden über die Oberschenkelvene ihre primäre Wirkung nicht nur über die Untermandibeldrüsen entfaltet, sondern auch auf die Cannabinoidrezeptoren im Gehirn selbst eingewirkt haben könnte. Sie argumentierten, dass ein Mechanismus des zentralen Nervensystems helfe, die Speichelproduktion auf Ebene der Drüsen zu kontrollieren.
Die Tatsache, dass das Endocannabinoidsystem so grundlegend an der Hemmung des Speichelsekrets beteiligt ist, impliziert, dass es auch eine Rolle bei der Bildung von Speichel spielt. Wenn ein Agonist oder Antagonist der Cannabinoidrezeptoren den Speichelfluss hemmt, ist es wahrscheinlich, dass ein inverser Agonist wie das synthetische Cannabinoid AM-251 eine Umkehrung dieses Effekts und somit eine Erhöhung des Speichels bewirken kann.
Tatsächlich zeigte die Studie auch, dass das Vorhandensein von AM-251 die Wirkung von AEA teilweise umkehrte (obwohl es offensichtlich keinen Konsens darüber gibt, ob AM-251 ein Antagonist oder ein inverser Agonist ist).
Was kann man gegen einen trockenen Mund nach dem Cannabiskonsum tun?
Die Erfahrung eines trockenen Mund- und Rachenraums nach dem Cannabisgenuss ist äußerst verbreitet, und oft braucht man noch nicht einmal viel Cannabis zu konsumieren, um darunter zu leiden. Gerade während einer längeren Session kann der Pappmaul-Effekt jedoch oft so stark werden, dass er extrem unangenehm wird.
Wenn Sie einen unangenehm trockenen Mund haben, gibt es eine Reihe von Dingen, die Sie tun können, um sich Linderung zu verschaffen. Einige davon sind:
- Trinken Sie genügend! Dies wird das Problem bis zu einem gewissen Grad mildern
- Kaugummi kauen. Die Wirkung des Kauens stimuliert die Speicheldrüsen, mehr Speichel zu produzieren
- Lutschen Sie Eiswürfel, Bonbons oder Lollis, um den Speichelfluss anzuregen
- Ebenso können zähe Lebensmittel, die andauerndes Kauen erfordern, wie etwa Trockenfrüchte oder Trockenfleisch, die Speichelproduktion anregen.
Für eine vollständige Linderung sorgt meist die Verwendung eines für die orale Anwendung bestimmten Demulgators (eine Substanz, die die Schleimhaut mit einem feuchten Film überzieht), der in Form von Gels, Sprays und Tabletten erhältlich ist. Viele verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente können dazu führen, dass die Benutzer einen trockenen Mund haben, sodass es zahlreiche erhältliche „Mundbefeuchter“ gibt, mit denen man das Problem bekämpfen kann.
In Zukunft könnte die Erforschung der besonderen Wirkungen des Endocannabinoidsystems und der Kontrolle des Speichelflusses zu neuen Produkten führen, die die Wirkung der Xerostomie umkehren können. Dies würde nicht nur denen zugute kommen, die etwas zu viel Cannabis geraucht haben, sondern vor allem Menschen, die an bestimmten Erkrankungen leiden (oder die solche Medikamente einnehmen), die einen dauerhaft trockenen Mund verursachen.
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