Das Stonedware-Ethos lautet: „Opfere niemals Schönheit für Funktionalität. Diese Philosophie ist in jedem Stück, das wir herstellen, enthalten“. In diesem Interview erfährt man, wie Ariel Zimman die „Weed-Pfeife“ für eine neue Generation von Konsumenten neu definiert und welche Gedanken und physikalischen Prozesse zu solch wunderschönen Skulpturen führten.
Ariel Zimman von Stonedware stellt einige der schönsten, stilvollsten und attraktivsten Keramik-Pfeifen her, die man je gesehen hat. Auf den ersten Blick könnten es kleine Skulpturen sein, die von den traditionellen Formen der Cannabis- (und Tabak-)Pfeifen völlig abweichen. Nimmt man sie in die Hand, stellt man fest, dass sie äußerst bequem und zufriedenstellend dort liegen. Füllt man die Köpfchen mit Cannabis, so stellt sich heraus, dass auch die Funktionalität der Pfeifen wunderbar ist.
Die Ausstellung „We Are Mary Jane: Women of Cannabis“ im Hash Marihuana & Hemp Museum zeigt Frauen aus verschiedensten Lebensbereichen und Epochen, von alt bis modern. Die Ausstellungskuratorin Simone Badoux fand, dass Ariels Werke eine naheliegende Wahl für die Ausstellung darstellen, und beide Frauen waren erfreut darüber, über den Atlantischen Ozean hinweg zusammenarbeiten zu können.
Ariel ist eine schamlose Cannabis-Enthusiastin. Eines Tages fiel ihr nach dem Rauchen auf, dass sie ihre normale Regenbogen-Glas-Pfeife nach Gebrauch stets in eine Schublade steckte. Nicht, weil sie ihren Cannabis-Konsum verbergen wollte, sondern weil ihr die Ästhetik ihrer Pfeife nicht gefiel. Die Stonedware-Saat war gesät als Ariel, die bereits das erfolgreiche Keramikstudio Relm gegründet hatte, erkannte, dass sie selbst die Lösung für dieses Problem war.
Nicht nur ihre handgemachten Porzellan-Pfeifen, auch sie selbst kam vor Kurzem zur Hemp Gallery. Wir konnten uns natürlich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, sie dort zu treffen und sie um ein Interview für unsere laufende Artikelreihe über Frauen in der Cannabisindustrie zu bitten. Trotz eines vollen Terminkalenders (und ihrer Eltern, die sie auf ihrer Reise begleiteten!) nahm sich Ariel freundlicherweise die Zeit, sich mit Scarlet Palmer zusammenzusetzen und über die Cannabisindustrie, Keramik, Feminismus und das „Wegschmeißen von Weed“ zu sprechen!
Scarlet: Hallo Ariel! Es ist toll, dich persönlich hier zu haben, ebenso wie deine Pfeifen. Sie sind wirklich außergewöhnlich! Kannst du uns verraten, wie du die Designs entwickelt hast?
Ariel: Ich habe 2015 wegen der Erfahrung mit meiner kleinen Regenbogen-Glas-Pfeife, die ich nach Gebrauch stets in eine Schublade legte, mit der Herstellung von Pfeifen begonnen. Ich erkannte, dass ich sie genauso gut selbst herstellen konnte. Ich fing zunächst an, typische Pfeifenformen herzustellen, und hatte dann diesen „Aha!“-Moment, als mir klar wurde, dass ich ihnen jede Form geben kann, die mir vorschwebt.
Mit den Geopipes wollte ich etwas machen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich wollte, dass sie fantastisch aussehen, sich gut anfühlen und perfekt zu rauchen sind. Ich hatte noch nie eine geometrische Pfeife gesehen und ich fragte mich: „Warum gibt es eigentlich keine? Unmöglich ist das nicht!“ Ich wusste sofort, dass ich drei verschiedene Größen herstellen wollte und sie stapelbar sein sollten. Ich fertigte die Originale aus Holz an, um klare Formen zu erhalten und mir mit Blick auf die Ergonomie darüber klarzuwerden, wo sich die Finger beim Rauchen befinden würden. Ich wollte in der Lage sein, sie bequem halten zu können. Sie sind gut durchdacht, es war nicht nur ein „oh, ich habe eine Pfeife gebastelt“. Als jemand, der selbst regelmäßig Pfeifen benutzt, gefällt mir besonders, dass sie nicht abrollen, wenn man sie auf einem Tisch ablegt.
S: Cannabis ist in Portland völlig legal. Bist du Teil der „Cannabis-Szene“ oder eher die „Quoten-Kifferin“?
Ariel: Nun ja, ich habe durchaus meine Community gefunden, ich habe die anderen Frauen gefunden, ich weiß, dass sie da draußen sind. Aber innerhalb meines engeren Freundeskreises bin ich immer noch „die Kiffer-Freundin“, dabei rauche ich nicht einmal mehr so viel Weed. Da ich nun in der Branche bin, ist das Kiffen schon ein großer Teil meiner Identität, aber ich bin definitiv die Quoten-Kiffer-Freundin. Bei Fragen bin ich die Ansprechpartnerin – zum Beispiel habe ich eine Freundin, die gar nicht raucht, aber solche Sachen sagt wie „ich würde gerne mal Edibles ausprobieren“. Wir sind heute an einem Punkt, an dem es so viele CBD-Produkte, Tinkturen, Kuchen, Edibles, Öle und so weiter gibt…..
Ich habe mich wirklich in die topischen Produkte eingearbeitet. Ich habe meinen Arm bei der Keramik-Herstellung verletzt und leide unter dem RSI-Syndrom. Wegen des ständigen Schneidens und Wischens und weil ich meinen Körper wie ein Werkzeug eingesetzt habe, habe ich das, was man als Tennisarm und Golferarm kennt, beides gleichzeitig. Also bin ich zur Physiotherapie und Akupunktur gegangen, aber ich habe auch topische THC– und CBD-Produkte angewendet, um meine Muskeln zu entspannen und Entzündungen zu lindern.
S: Ich habe diese Frage bereits mehreren Frauen für unsere Serie Women of Cannabis gestellt: welche Frauen inspirieren dich?
Ariel: Alle Frauen in Portland, die den Weg für alle anderen in der Branche ebnen. Alle, die sich gegenseitig unterstützen. Wir alle arbeiten zusammen, weil wir für die gleiche Sache einstehen, bevor große Pharmaunternehmen oder wer auch immer kommen und bestimmen kann, wie die Branche aussehen wird. Wir sind diejenigen, die heute prägen, wie die Branche aussieht.
Es gibt ein reines Frauen-Netzwerk namens Tokeativity, mit dem ich arbeite. Dort findet man Veranstaltungen, Partys und dergleichen, die sich ausschließlich an Frauen und sich als Frauen identifizierende Personen richten. Dort werden auch Safe Spaces und Gesprächsforen geboten. Die Menschen dort versuchen, die Organisation landesweit zu verbreiten, was großartig ist.
Es gibt einige Mädchen – und ich nenne sie nur deshalb Mädchen, weil sie jünger sind als ich (und es ist so toll, all diese Frauen zu sehen, die etwa 25, 27 Jahre alt sind, die durchstarten!) –, die sich Ladies of Paradise nennen. Ihre Spielwiese ist Instagram. Sie erschaffen großartige Beiträge und verändern die Ästhetik von Cannabis, indem sie ihr eine gewisse junge, moderne Ausdruckskraft verleihen. Sie sind quasi Marken-Repräsentantinnen, aber sie feiern auch Partys und haben just ein Einzelhandelsgeschäft eröffnet — immer eins nach dem anderen. Sie führen auch meine Arbeiten und ich bereite mich zur Zeit für eine Zusammenarbeit mit ihnen vor. Sie wurden gerade bezüglich einer Zusammenarbeit mit mir von Forbes angeschrieben. Ich lasse mich nicht nur von Leuten inspirieren, die meine Stücke verkaufen, bei solchen Anlässen lerne ich sie auch kennen!
S: Denkst du, dass Frauen in der Cannabis-Industrie unterschätzt werden?
Ariel: Vielleicht von Männern, aber nicht von anderen Frauen. Ich unterschätze keine der Frauen, die ich kenne, sondern schaue eher zu ihnen auf. Meine Leidenschaft wird von anderen Frauen und dem, was sie tun, entfacht. Ich fühle mich geehrt, in der Gegenwart anderer Frauen zu sein, die großartige Dinge tun. Es ist auf so viele Arten inspirierend. Vielleicht liegt es an den Leuten, mit denen ich mich umgebe. In der Cannabis-Community Portlands gibt es so viele Gelegenheiten in Bezug auf Frauensachen, dass ich sie regelrecht suche, ja, nach ihnen hungere – und all diese anderen Frauen auch.
Meine Arbeit ist allerdings losgelöst von „männlich“ und „weiblich“. Zwar sind Frauen meine primäre Zielgruppe, aber meine Geopipes sind auch bei vielen Männern sehr beliebt. Auch sie wünschen sich gerne mal was anderes als die üblichen Pfeifen-Formen. Ich habe mich bis zu meinen Zwanzigern nicht als Feministin identifiziert. Man stelle sich vor, wie es ist, das von klein auf verinnerlicht zu haben.
Es ist eine total witzige Industrie, die wir mitgestalten und – ich will nicht „kontrollieren“ sagen, treffender wäre – in der wir dabei helfen können, den Dialog zu steuern und vor allem Frauen Alternativen, eine Stimme und auch die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, zu bieten – ganz gleich, ob sie meine Produkte kaufen oder nicht. Auch wenn es nur etwas wie ihr persönlicher „Aha“-Moment ist, so ist es etwas, wofür ich mich nicht schämen muss, und meine Werke sind Produkte, die das widerspiegeln. Es ist eine Ehre für mich, das jemand anderem geben zu können.
S: Deine Pfeifen sind nicht nur im Bereich der Rauch-Utensilien einzigartig, sondern auch im Bereich der Keramik-Arbeiten. Wie sieht der physische Prozess ihrer Herstellung aus?
Ariel: Ich nutze das Schlickerguss-Verfahren. Schlicker ist flüssiger Ton. Es ist ein 16-stufiges Verfahren – bei Interesse gibt es ein Video darüber auf YouTube.
Ich stelle Gipsformen her, sie sind hohl, und gieße den flüssigen Ton in sie hinein. Der Gips nimmt das Wasser aus dem Schlicker auf, sodass er zu reinem Ton wird, wo er die Form berührt. Schließlich gieße ich die Mitte aus und höhle somit die Pfeifen aus. Dann öffne ich die Gussformen und nehme die Grünkörper heraus. Diese werden daraufhin veredelt. Ich stanze beispielsweise die Mund- und Kick-Löcher ein. Das Mundloch ist der Ort, an dem der Schlicker in die Form hinein- und aus ihr ausgegossen wird.
Deshalb unterscheiden sich alle Pfeifen ein wenig. Die Dicke variiert etwas, je nach Konsistenz des Schlickers und wie lang er in der Form lag. Daran anschließend werden die Pfeifen getrimmt, abgespült und der Stonedware-Stempel wird eingestanzt. Sie trocknen, werden im Ofen gebrannt, kommen wieder heraus und werden glasiert — alles ist mit Glasur überzogen. Dann werden sie fertiggestellt, erneut glasiert und alle von Hand geschliffen, damit sie geschmeidig und glatt sind. Kommt da dann noch Gold oder dieser Meerjungfrauen-Überzug, den ich selbst herstelle, hinzu, so ist das eine weiterer Arbeitsschritt, der ein weiteres Brennen erfordert, sodass das Ganze plötzlich ein etwa 20-stufiges Verfahren wird. Das Gold hat immer 22 Karat. Es ist eine Menge Arbeit, denn jedes Stück wird mindestens dreißigmal in die Hand genommen. Ich arbeite in Chargen, anstatt eine Pfeife nach der anderen herzustellen. Ich schaffe also einen Arbeitsschritt pro Tag, sodass es etwa zwei Wochen von Anfang bis Fertigstellung einer Charge dauert.
S: Du warst so freundlich, mir eins deiner neusten Modelle zu schenken. Vielen lieben Dank! Kannst du mir etwas über dieses neue Design erzählen?
Ariel: Das hat wirklich Spaß gemacht! Ich arbeitete mit einem 3D-Digitaldesigner zusammen, der den gesamten Entwurf in CAD [Anm. d. Red.: CAD ist „Computer Aided Design“-Software] oder wie auch immer das Programm heißt. Dann ließ ich es in 3D drucken, also hatte ich die fertige Pfeife aus Hartplastik. Aus ihr habe ich dann Formen gemacht und konnte schließlich mit den Keramik-Arbeiten beginnen. Diese Modelle sind noch nicht online erhältlich. Ich hatte sie bislang erst auf einer einzigen Messe dabei.
S: Ich mag die Länge. Sie weckt das Bedürfnis in mir, die Pfeife wie ein Chillum zu rauchen.
Ariel: Das kannst du! Ich habe sie extra ziemlich lang gestaltet, damit die Flamme nicht zu nah an deinem Gesicht ist. Sie ist ein bisschen wie eine Dampfwalze, weil sie eine recht große Kammer und ein wirklich großes Köpfchen hat, damit das Gras nicht raus fällt… es ist quasi, als würde man sieben Köpfe auf einmal rauchen!
S: Danke noch mal für die Pfeife und das Interview! Hast du noch einige abschließende Worte für unsere Leser?
Ariel: Ich liebe, was ich mache. Ich liebe es, mit Ton zu arbeiten. Ich liebe die Community, von der ich ein Teil sein kann. Ich möchte das alles nicht mehr missen. Ich bin wirklich gespannt, wohin das alles noch führt. Es ist auch wirklich seltsam, in Portland zu leben, wo Weed so legal ist, dass man in Apotheken gehen und alles kaufen kann, was man will. Ich habe Gras und denke: „Oh, das ist ja schon alt, ich werfe es mal weg“ – wirklich jetzt, kannst du dir das vorstellen?
Zu College-Zeiten war jeder kleine Krümel so wichtig und jetzt ist es, als würde ich einen Behälter öffnen und denken: „Meh, ich will das nicht“. Es ist verrückt, weil ich mich daran erinnere, im College ein Gramm gekauft zu haben und es musste für eine Woche reichen. Jetzt kann vorgedrehte Spliffs mit einem Gramm Weed für acht Dollar kaufen. Oder ich bekomme sie bei Veranstaltungen geschenkt. Die Leute sagen einfach: „nimm es!“, dabei rauche ich nicht einmal mehr so viel. Ich kann also das ganze Gras, das mir gegeben wird, gar nicht rauchen.
Ich hatte eine Show in Chicago, also mitten im Land, und dort ist es zwar entkriminalisiert, aber immer noch nicht vollkommen legal. Medizinisches Cannabis ist erlaubt, freizeitlicher Konsum nicht. Das bedeutet also, dass man zwar nicht ins Gefängnis kommt, wenn man erwischt wird, aber eine Geldstrafe zahlen muss und einen Eintrag ins Führungszeugnis kriegt. Wenn man also einen Stand auf einem Straßenfest hat, sind die Leute völlig baff… Ich beobachtete, wie die Leute das gar nicht wirklich glauben konnten – das ist der lustige Teil… und ich fühle mich, als würde es nicht wieder aufhören. Es hört nicht auf.
S: Ariel, ich danke dir vielmals. Hoffentlich können wir dich bei deinem nächsten Amsterdam-Besuch wieder antreffen.
Ariels Geopipes sind in der Hemp Gallery in Amsterdam im Rahmen der Ausstellung „We Are Mary Jane: Women of Cannabis“ zu sehen, die bis Februar verlängert wurde. Die Ausstellung, einschließlich der Pfeifen, wird dann ins Hash Marihuana & Hemp Museum Barcelona wandern, wo die Ausstellung im März 2019 offiziell eröffnet wird. Man kann Ariel auch auf Instagram, Pinterest und sogar Spotify folgen!