Obwohl die Cannabis-Welt zunehmend feminisiert wird, besteht weiter eine Kluft zwischen den Geschlechtern. Im Bereich der Gleichstellung der Geschlechter gibt es noch viel zu tun. Um sexistischen Stigmata und Stereotypen ein Ende zu setzen, schließen sich Frauen zusammen, um ihren Platz in der Cannabisszene einzunehmen. Frauen säen die Cannabis-Zukunft.
Die Geschlechter-Kluft: Eine Wunde, die nicht zusammenwächst
Bis zu dem Tag, an dem die Gleichstellung von Männern und Frauen zu einer vollwertigen Realität wird, werden Frauen immer gute Gründe haben, um sich zu mobilisieren oder Forderungen zu stellen. Das Geschlechter-Gefälle scheint eine Wunde zu sein, die nicht zusammenwächst: ein Teil des Gewebes hat sich zwar regeneriert, aber das meiste davon nicht. Im 21. Jahrhundert erscheint die Prognose nicht sehr vielversprechend.
Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums werden noch mindestens hundert Jahre vergehen, bis Frauen die volle Gleichstellung am Arbeitsplatz, in der Politik, beim Zugang zu Bildung, Sport usw. erreichen können – ganz zu schweigen von etwas so Trivialem wie der Verteilung der Hausarbeit.
Am 8. März – dem Tag, an dem alljährlich der Internationale Frauentag gefeiert wird – hat die Welt kurz aufgehorcht. Frauen aus aller Welt demonstrierten an diesem ganz besonderen Protesttag, um die gesellschaftlichen Missstände anzuprangern. Die diesjährigen Demonstrationen haben durch Bewegungen wie #Metoo, die zeigen, dass die Geißel des männlichen Chauvinismus in allen Ländern, ob entwickelt oder nicht, und in allen sozialen Bereichen noch immer latent ist, eine globale Dimension angenommen.
Die Diskriminierung von Frauen bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Gesellschaft ungleich behandelt wird. Es ist eine Form der Ungerechtigkeit, der alle Frauen ausgesetzt sind: mit oder ohne Ausbildung, unabhängig von ihrem Alter oder ihrer Herkunft, ob sie Cannabis konsumieren oder nicht. Aus diesem Grund mobilisieren sich immer mehr Frauen aus verschiedensten Lebenswelten, um Aufmerksamkeit zu erregen und ihre besondere Situation anzuprangern. Und der weibliche Teil der Cannabisbranche bildet da keine Ausnahme.
Frauen und Cannabis: Die Protagonisten des Cannabis Museum Barcelona
Das Hash Marihuana and Hemp Museum in Barcelona organisierte unter der Leitung seiner Managerin Ana Rodriguez eine wunderbare Veranstaltung, um die Proteste zu unterstützen und dem feministischen Kollektiv des nationalen und internationalen Cannabissektors mehr Sichtbarkeit zu verleihen.
An diesem wichtigen Tag war die Bedeutung der Frauen und der Pflanze unbestreitbar. Kann es eine bessere Art geben, dies zu feiern, als ein Treffen zu organisieren, um der Beziehung zwischen Frauen und der Pflanze im Wandel der Zeit aus der Perspektive verschiedenster Aktivismusbereiche Tribut zu zollen?
Zusammen mit zahlreichen Cannabis-Partnern des anderen Geschlechts zog die Veranstaltung eine große Zahl von Cannabis-Frauen und Branchenprofis an. Dort trafen sie unter anderem Patty Amiguet, Legalisierungsaktivistin aus La Rosa Verda (katalanisches Recht), Pachamama (CSC) Präsidentin und CatFac-Mitglied, Ana Afuera von ENCOD und La Maca (CSC), Mila Jansen, internationale Aktivistin und Gründerin der Pollinator Company, Michka Seeliger-Chatelain, die Grande Dame der Cannabisszene… und viele weitere Frauen, die jeden Tag arbeiten, um zwei eigentlich selbstverständliche Dinge einzufordern: den Platz, den die Pflanze in der Gesellschaft verdient, und ihre eigene Rolle in der Cannabisbranche.
Cannabis-Frauen behaupten weiterhin ihren Platz in Spanien und dem Rest der Welt. „Wir sind, wir existieren, wir wollen beeinflussen, wir wollen mitwirken, wir wollen uns visualisieren und zur Transformation beitragen“, erklärt REMA, das staatliche Netzwerk der Anti-Prohibitionistinnen im Drogenbereich. Weil die eine Hälfte der Gesellschaft nicht ohne die andere Hälfte auskommt.
Cannabis-Frauen: Stigmata und Stereotypen
Obwohl die Cannabis-Welt die Frauen weiterhin stärkt, haben wir noch viel zu tun, was die Gleichstellung der Geschlechter in diesem Sektor angeht. Es gibt immer noch viele Mindsets innerhalb und außerhalb der Branche, die auf veraltetem und chauvinistischen Gedankengut beruhen, wie der Glaube, dass Cannabis nichts für „Mädchen“ ist, und dass wir nicht so viel wie Männer davon verstehen, und wenn du zufällig Kinder hast, wirst du als schlechte Mutter bezeichnet.
Seit Jahrzehnten haben sowohl die globale als auch die populäre Cannabiskultur und ein Großteil des Cannabissektors Frauen, die Cannabis konsumieren, an den Rand gedrängt und sogar vergessen. Leider ist der sexistische Ansatz von Teilen der Cannabisindustrie nichts anderes als das Spiegelbild einer Realität, der sich viele Frauen jeden Tag auch in anderen Lebensbereichen stellen müssen. In vielen Fällen scheint es, als ob unser Wert nicht über den dekorativen Nutzen hinausgeht, ein Publikum anzulocken, das angeblich hauptsächlich männlich ist.
Es ist nicht verwunderlich, dass sich viele Frauen, die Cannabis konsumieren, stigmatisiert fühlen, ungeachtet all der Fortschritte bei der Legalisierung, die weltweit stattgefunden haben. Wir müssen weiter dafür kämpfen, in jedem Bereich respektiert zu werden, einschließlich der Cannabisszene.
Viel mehr als ein hübsches Gesicht
Wir müssen uns gegenüber der Gesellschaft und den Menschen um uns herum dafür rechtfertigen, dass wir ein Teil der Cannabisindustrie sind (oh, die verbotene Pflanze, diese Droge!). Wir müssen uns doppelt anstrengen, um zu zeigen, dass wir mindestens genauso viel über Cannabis wissen wie jeder Mann und dass wir nicht nur wegen unseres hübschen Gesichts da sind. Und es sind immer dieselben alten geschlechtsspezifischen Stereotypen, unter denen Frauen auf der ganzen Welt in allen möglichen Bereichen zu leiden haben.
Die Welt des Cannabis entwickelt sich eindeutig weiter und stärkt die Frauen. Es gibt immer mehr engagierte und hingebungsvolle Frauen, die ihren Platz in der Cannabisindustrie finden. So besetzen Frauen beispielsweise in den Vereinigten Staaten heute mehr Führungspositionen in dieser Branche als in jeder anderen.
Es gibt immer mehr prominente weibliche Figuren in der nordamerikanischen Cannabisszene, in Südamerika und in Europa. Wir haben gezeigt, dass wir umsichtige Aktivisten und ernsthafte Cannabiskonsumentinnen sind, und die Industrie hat erkannt, wie sehr sie uns braucht.
In einer nicht ganz so fernen Zukunft
Obwohl sich die Stereotypen gegenüber Frauen in positiver Weise weiterentwickeln, gibt es immer noch viele Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Aber Frauen, gebt nicht auf! Wir lassen uns vom herrschenden männlichen Chauvinismus nicht entmutigen.
Die Zeiten ändern sich und heute gibt es Cannabiskonsumenten jeder Herkunft, jeden Alters und jeden Geschlechts. Berichte zeigen, dass es heutzutage in Ländern wie den Vereinigten Staaten mehr weibliche als männliche Cannabiskonsumenten gibt. Dort haben wichtige weibliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens große Siege in Bezug auf die Wahrnehmung von Frauen in der Cannabisindustrie erzielt.
Die Frauen, von denen wir sprechen, sind Mütter, Töchter, Schwestern, Großmütter, Frauen mit sehr unterschiedlichen Berufen, Lebensstilen, Überzeugungen, Gedanken und Sorgen. Aber sie alle haben das gleiche Ziel: das Recht auf medizinisches und Freizeit-Cannabis; den Cannabiskonsum öffentlichkeitswirksam zu fördern und eine verantwortungsvolle staatliche Regulierung zu unterstützen; die nationale und internationale Drogenpolitik bezüglich Cannabis zu reformieren, um die Legalisierung voran zu treiben.
Heute säen, morgen ernten
Cannabis ist heutzutage eine der lukrativsten Industrien der Welt, die bereits jetzt Milliarden umsetzt. Zweifellos wird das Phänomen weiter in den Mainstream dringen, da immer mehr Länder Cannabis legalisieren und der Sektor weltweit immer weiter wächst.
Die Industrie wird immer Frauen brauchen und sie braucht sie jetzt, heute. Weil Frauen, natürlich, Cannabis konsumieren und anbauen. Wir waren und werden immer in der Nähe der Pflanze sein. Wir verdienen es, öffentlichkeitswirksam vertreten zu sein und von der Industrie unterstützt zu werden.
Wir haben das Recht, im Grow-Licht zu stehen – und aus dem Schatten, den unter anderem die Prohibition über uns gebracht hat, herauszutreten – und zu fordern, dass es jetzt an der Zeit ist, sexistische Stigmatisierung zu beenden, damit wir endlich mehr zeigen können als unser hübsches Gesicht.
Wenn wir tatsächlich weitere hundert Jahre warten müssen, um die Gleichstellung zu erreichen, sollten wir vielleicht einmal innehalten und darüber nachdenken, wie wir den Prozess beschleunigen können, um die Früchte unserer Saat so schnell wie möglich ernten zu können.