Cannabis in China – Gesetze, Konsum und Geschichte

The Chinese flag and a woman harvesting hemp

Cannabis wird in China negativ wahrgenommen und es ist illegal, es zu konsumieren oder zu verkaufen. Trotz dieser Tatsache boomt die Hanfindustrie des Landes und chinesische Unternehmen halten über die Hälfte der weltweiten Patente für cannabisbezogene Produkte inne. Einige Experten gehen davon aus, dass dies einen Stimmungswandel in China bewirken und zukünftig eine Lockerung der Gesetze mit sich bringen könnte.

    • Hauptstadt
    • Beijing
    • Einwohner
    • 1,438,836,000
    • CBD Produkte
    • Illegal
    • Cannabis für Freizeitkonsum
    • Illegal
    • Medizinisches Cannabis
    • Illegal

Cannabis-Gesetze in China

Darf man in China Cannabis besitzen und konsumieren?

In China ist es illegal, Cannabis zu besitzen oder zu konsumieren, und die Substanz wurde massiv von der Regierung verteufelt. Dabei ist dies eine recht neuzeitliche Haltung, denn die meisten Polizisten haben bis in die 1980er-Jahre hinein ein Auge zugedrückt, wenn jemand Cannabis konsumierte.

Heutzutage werden harte Strafen verhängt, wenn man mit Cannabis erwischt wird. Besitzt man fünf Kilo oder mehr, läuft man Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden. Darüber hinaus werden rigorose Strafen verhängt, die von einer fünfjährigen bis zu einer lebenslangen Inhaftierung reichen. In einigen Fällen werden Cannabiskonsumenten allerdings nur für zehn bis 15 Tage festgehalten und mit einer Geldstrafe von maximal 1.000 Yuan (umgerechnet etwa 130 Euro) geahndet.

Die China National Narcotics Control Commission startete sogar eine digitale Kampagne, die sich an Jugendliche richtet. Dies war Teil einer nationalen Initiative zur Minderung des Cannabiskonsums bei jüngeren Menschen. Nach Angaben der chinesischen Regierung gab es 2018 weniger neue Drogenkonsumenten als in den letzten drei Jahren. Sie berichtete von einem Rückgang von 63 Prozent gegenüber 2015, 56 Prozent im Vergleich zu 2016 und 43 Prozent verglichen mit 2017. Es ist schwierig, diese Zahlen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, da sie nicht von unabhängigen Quellen stammen.

Die chinesische Regierung richtete ihre Aufmerksamkeit zudem auf Studenten, die im Ausland studieren. Ein solches Szenario ereignete sich in Kanada, wo der freizeitliche Cannabiskonsum 2018 legalisiert wurde. Chinesische Diplomaten forderten in einem Brief die dort lebenden chinesischen Bürger auf, den Cannabiskonsum zu unterlassen.

Ein Auszug aus dem Brief besagt: „Um Ihre eigene körperliche und geistige Gesundheit zu schützen, vermeiden Sie bitte den Kontakt mit oder den Konsum von Marihuana.“

Darf Cannabis in China verkauft werden?

Der Verkauf und die Verbreitung von Cannabis sind ebenfalls illegal. Wenn man beim Verkauf von Cannabis erwischt wird (besonders in denjenigen Gebieten Chinas, in denen das geltende Recht strenger durchgesetzt wird), kann man je nach Cannabismenge, die man besitzt, mit einer Haftstrafe und möglicherweise sogar der Todesstrafe rechnen.

Einige behaupten, dass manche Teile Chinas entspannter seien als andere. Ein chinesischer Bürger äußerte, dass „Shanghai keine politisch strenge Stadt ist […] und viele Menschen in Xinjiang Marihuana verkaufen“. Er fügte hinzu: „Einige Leute in Xinjiang verkaufen sogar Weed vor Clubs und die Polizei geht einfach an ihnen vorbei, ohne sich darum zu kümmern.“

Darf Cannabis in China angebaut werden?

In China ist es illegal, Cannabis zu Hause anzubauen, und man wird möglicherweise strafrechtlich verfolgt, wenn man dabei erwischt wird. Trotz dieser Tatsache ist China der größte Hanfproduzent der Welt. Es wird angenommen, dass es über 50 Prozent des weltweiten Angebots produziert.

Ist CBD in China legal?

China hat eine boomende CBD-Industrie. CBD oder Cannabidiol ist eine Substanz, die aus Cannabis extrahiert wird, aber sie enthält nicht genug THC, um ein „High“ zu bewirken. China stellt zwar CBD-Produkte her, doch diese werden ausschließlich in andere Länder exportiert. Die Anwendung, der Kauf und der Verkauf von CBD sind im Inland illegal.

CBD-Ölflaschen, CBD-Kapseln und Cannabis-Blätter

Können Cannabissamen nach China geschickt werden?

Obwohl in China einige Geschäfte Cannabissamen verkaufen, ist ihr Verkauf rechtlich nicht erlaubt. Sie per Post ins Land zu schicken ist ebenfalls verboten.

Medizinisches Cannabis in China

Der medizinische Wert von Cannabis wird seit Jahrtausenden in der Kultur des Landes gewürdigt. In der chinesischen Literatur gibt es zahlreiche Hinweise auf die Pflanze, insbesondere auf die Samen, die seit mindestens 1.800 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin kontinuierlich zum Einsatz kommen.

Heute, im 21. Jahrhundert, ist China einer der bedeutendsten Hersteller von medizinischem Cannabis weltweit. Laut der World Intellectual Property Organisation (Weltorganisation für geistiges Eigentum) besitzt es 309 der 606 Patente, die mit Cannabis in Zusammenhang stehen. Wirtschaftlich gesehen ist China damit in einer starken Position, um vom „Green Rush“ zu profitieren – und immer mehr Länder entscheiden sich dafür, medizinisches Cannabis auf Rezept verfügbar zu machen.

Obwohl China ein großer Akteur auf dem Markt für medizinisches Cannabis ist, verfügt es derzeit nicht über ein medizinisches Programm. Das Gesetz verbietet die Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken, selbst mit Verschreibung.

Glenn Davies, der Group CEO des in Singapur ansässigen Cannabisunternehmens CannAcubed,  glaubt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis medizinisches Cannabis in China legalisiert wird. „Anstatt alles in die USA, Kanada und Europa zu verschiffen, damit alle anderen davon profitieren“, sagt er, „macht es mehr Sinn, dass sie es hier behalten.“

Andere Branchenexperten sind sich jedoch nicht einig und behaupten, dass die Negativität rund um Cannabis, ganz zu schweigen von der mangelnden Aufklärung bezüglich seines medizinischen Nutzens, derzeit eine zu große und unüberwindbare Hürde darstellt.

Eine Person in Goggles und eine Maske, die eine Cannabis-Knospe untersucht

Industriehanf in China

China hat eine riesige Hanfindustrie. Es ist der weltweit mit Abstand größte Produzent und exportiert Hanf (und Hanfprodukte) in die ganze Welt. Besonders hoch ist die Nachfrage aus Nordamerika und Europa.

Die meisten Hanfplantagen befinden sich derzeit in den Provinzen Yunnan und Shandong. Die Campaigner versuchen, den Anbau zu fördern und verweisen dabei auf die Vorteile, die die Schaffung weiterer Arbeitsplätze in der Landwirtschaft mit sich bringen würde. Sie glauben, dass die Hanfindustrie gut drei Millionen Landwirte aus der Armut führen und ihr Jahreseinkommen verdoppeln könnte.

Die chinesische Regierung ist daran interessiert, vom wirtschaftlichen Potenzial der Hanfproduktion zu profitieren und gab bekannt, dass weitere Plantagen in den Provinzen Heilongjiang, Gansu, Anhui, Innere Mongolei und Xinjiang angelegt werden sollen.

Landwirte, die Hanfpflanzen ernten

Gut zu wissen

Wenn man nach China reist (oder dort wohnt), ist es sinnvoll, Folgendes zu wissen:

  • Trotz der strengen Gesetze bezüglich des Besitzes und Verkaufs von Cannabis wird es landesweit sehr häufig verkauft. Allerdings ist Cannabis auf dem Schwarzmarkt oft von schlechter Qualität und überteuert.
  • Die Zahl der Menschen, die Cannabis und andere Drogen konsumieren, ist im 21. Jahrhundert rasant gestiegen. Experten glauben, dass dies auf den wachsenden Wohlstand des Landes zurückzuführen ist. Auch übt die westliche Kultur, in der Drogenkonsum kein allzu großes Tabu darstellt, einigen Einfluss auf die jungen Menschen aus.

Die Geschichte von Cannabis in China

Cannabis wird in China seit Jahrhunderten angebaut. Tatsächlich stammen einige der frühesten archäologischen Funde, die den Einsatz von Hanf in Form von Seilabdrücken auf einem Stück zerbrochener Keramik belegen, aus China. Auch wurden Textilien aus Hanf in chinesischen Grabkammern entdeckt, die bis 1122 vor Christi Geburt zurückreichen.

Die antiken Chinesen benutzten Hanf zur Herstellung von Kleidung und Seilen, aber auch zur Kriegsführung. Da Hanffasern stark und langlebig sind, waren sie ideal für die Sehnenherstellung für Bögen und ließen Pfeile weiter fliegen. Die Chinesen nutzten es auch zur Papierherstellung – sie waren die ersten Menschen auf der Welt, die diese Erfindung machten.

Cannabis diente nicht nur vielen praktischen Zwecken, sondern wurde auch als Medizin geschätzt. Es wurde und wird „Ma“ genannt und zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt, von Menstruationsschmerzen und Gicht bis hin zu Verstopfungen und Malaria. Es wurde sogar als Anästhetikum zur Schmerzlinderung während operativer Eingriffe eingesetzt.

Cannabis wird in China seit der Antike kontinuierlich eingesetzt. Selbst als die Volksrepublik China 1949 gegründet wurde, erforschte man noch die Vorteile von Cannabis. Zunehmend negative Sichtweisen führten jedoch dazu, dass viele der Plantagen im Laufe des 20. Jahrhunderts, insbesondere in den 90er-Jahren, zerstört wurden.

Das Gleichgewicht des Ma

Die Chinesen glauben, dass Cannabis (oder „Ma“) eine einzigartige Droge ist, da es sowohl feminin als auch maskulin ist. Das wird manchmal als Yin und Yang bezeichnet. Das Yin repräsentiert Schwäche und Passivität, das Yang hingegen Stärke und Aktivität. Wenn beide im Gleichgewicht sind, führt dies zu einem gesunden Körper und Geist. Wenn sie jedoch aus dem Gleichgewicht geraten, glauben Praktizierende der traditionellen Medizin, dass eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, krank zu werden.

Cannabisanbau in China

Cannabis ist in China (trotz der Gesetze) weit verbreitet und wächst oft in freier Wildbahn. Pflanzen, die in den nördlichen Breitengraden (wo es kälter ist) wachsen, sind in der Regel weniger potent und lassen sich nicht gut rauchen. Den Pflanzen, die in südlichen Regionen wachsen, wird eine bessere Qualität nachgesagt. Normalerweise werden diese Pflanzen nur für den Eigenbedarf angebaut.

Eine Person, die eine kleine Cannabis-Pflanze im Boden in den Händen hält

Dali City gilt in China als das Epizentrum des Cannabisanbaus. Die Stadt liegt in der Provinz Yunnan, die für ihr wildes Cannabis bekannt ist. Es wächst in der Nähe von Häusern und auch in Gärten. Infolgedessen ist der Cannabiskonsum in Dali City weit verbreitet.

Xinjang ist ein weiterer „Cannabis-Hotspot“ und angeblich ist Cannabis dort weit verbreitet. Die meisten der in der Provinz angebauten Pflanzen werden zu Haschisch verarbeitet, was nicht verwunderlich ist, da 60 Prozent der dort lebenden Bevölkerung Uiguren sind (Menschen, die ursprünglich aus Mittel- und Ostasien stammen). Sie sind überwiegend muslimisch und haben ihre traditionellen Verfahren zur Haschischherstellung aus der islamischen Welt mitgebracht.

Einstellung gegenüber Cannabis

Die Einstellung der Regierung zum Thema Cannabis ist klar – es wird als schädliche Substanz angesehen und sollte unter keinen Umständen konsumiert werden.

Jüngere Menschen scheinen jedoch eine andere Meinung zu vertreten. In einigen Städten ist das Rauchen von Cannabis relativ üblich, vor allem bei Studenten und jungen Erwachsenen. Ländliche Gemeinschaften schätzen die Pflanze nach wie vor aufgrund ihrer medizinischen Eigenschaften.

Wird Cannabis künftig legalisiert?

Einige Experten denken, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis China Cannabis zu medizinischen Zwecken legalisiert. Es ist merkwürdig, dass es als weltweit dominante Kraft auf dem medizinischen Cannabismarkt noch keine heimische Industrie hat.

Die ablehnende Haltung der chinesischen Regierung gegenüber dem privaten Konsum bedeutet, dass es unwahrscheinlich ist, dass Cannabis in naher Zukunft für den freizeitlichen Konsum legalisiert wird. Das Treffen einer Vorhersage für die Zukunft des medizinischen Cannabis ist allerdings schwieriger. Aufgrund der integralen Rolle von Cannabis in der traditionellen Medizin könnte die Regierung es durchaus legalisieren – sie könnte aber auch genauso gut ihre derzeitige Politik weiterverfolgen.

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    Obwohl größte Sorgfalt bei der Gewährleistung der Richtigkeit dieses Artikels aufgewendet wurde, ist er weder als Rechtsberatung gedacht, noch sollte er als solche verstanden werden. Jede Situation wird von individuellen Faktoren beeinflusst und man sollte stets einen Experten oder Anwalt für eine Rechtsberatung konsultieren.

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    Sensi Seeds

    Das Sensi Seeds Redaktionsteam besteht aus Botanikern, medizinischen und juristischen Experten sowie renommierten Aktivisten wie Dr. Lester Grinspoon, Micha Knodt, Robert Connell Clarke, Maurice Veldman, Sebastian Marincolo, James Burton und Seshata.
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  • Maurice_Veldman

    Maurice Veldman

    Maurice Veldman ist Mitglied der Niederländischen Vereinigung der Strafrechtsanwälte und einer der bemerkenswertesten Cannabis-Anwälte der Niederlande. Mit 25 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet unterstützt sein strafrechtliches und Verwaltungsrecht die Cannabisverkäufer und Hanferzeuger dabei, die Ungleichheiten zwischen Individuum und Staat zu beseitigen.
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