In den vielerorts illegalisierten Growerkreisen hat sich die „Ein Gramm pro Watt“ Regel, auch dank zahlreicher Grow-Berichte in Hanfmagazinen, als Maßstab für Effizienz beim Pflanzenanbau unter Kunstlicht, durchgesetzt. Dabei sollte man diese Formel aber nicht zu dogmatisch behandeln. Warum? Lesen Sie es im Artikel.
Die Ertragsmenge hängt nicht nur von der Sorte und Lichtintensität ab, sondern auch von Faktoren wie dem gewählten Phänotypen, der angebauten Sorte, der Größe und Vitalität der Stecklinge oder der Sämlinge, der An- und Vorwuchszeit, der Wasserqualität sowie der Nährstoffzufuhr, um nur die wichtigsten zu nennen.
Natriumdampflampen
Seit den Anfängen des Indoor-Anbaus von Cannabis vor 30 Jahren wurden Hochdruck-Dampflampen genutzt, um optimale Erträge zu erzielen. Im Laufe der Jahre kamen immer mal wieder neue Leuchtsysteme wie Sulfur-Plasma-Lampen oder U-förmige Energiesparleuchtmittel (CFL) auf den Markt, die sich aber schlussendlich nicht durchsetzen konnten. Die Natrium-Dampflampe war bis vor kurzer Zeit konkurrenzlos, auch wenn es derzeit scheint, als ob die neue LED-Generation ihnen bald den Rang ablaufen könnte. Doch die Anschaffungskosten sind mit durchschnittlich 500 Euro pro Quadratmeter immer noch um ein Vielfaches höher als die einer ähnlich effizienten Gasentladungslampe.
Die LEDs, die seit sieben oder acht Jahren auf dem Markt sind, sind trotz anders lautender Versprechungen sehr ineffizient. In Growerkreisen werden solche Lampen aufgrund des vom Menschen dreifarbig (rot, weiß und blau) wahr genommenen Spektrums und den spärlichen Erträgen auch „Disco-LEDs“ genannt. Das Licht wirklich effizienter LEDs wird vom Menschen ähnlich orange wahr genommen wie das einer Natriumdampflampe. Doch bisher gibt es nur sehr wenige Anbieter wirklich effektiver LED-Lampen, denen zweifellos die Zukunft des Indoorgrows gehört. Sobald die Produktionszahlen und Anzahl der Anbieter steigen, werden die Preise sinken. Deshalb bauen die meisten legalen und illegalen Cannabis-Farmer heute noch mit Natriumdampf-Leuchtmitteln an.
Die Wahl des richtigen Reflektors
Bei LED-Lampen bedarf es, anders als bei den alt hergebrachten Leuchtmitteln, keines zusätzlichen Reflektors. Bei dessen Wahl ist es immens wichtig, wie viel vom wertvollen Hochdruckdampflicht auch wirklich auf die Pflanzen trifft oder ob ein Teil des teuren Lichts statt der Top-Buds ungenutzt Wände, Seiten oder gar die Decke des Growraums anstrahlt. Fast alle Hersteller von Reflektoren versprechen beste Ausleuchtung und höchste Erträge. Vorab: Es gibt keine absolut schlechten Reflektoren, denn ganz ohne einen metallenen Lampenschirm ginge ein Großteils des Lichts ohnehin verloren.
Jedes Modell besitzt einen speziellen Einsatzreich, den es gut, sehr gut oder nicht ganz so gut abdeckt. Von A wie Adjust a Wing bis Z wie Zusatzreflektor spielen nicht nur die Reflektionsfähigkeit oder die Wärmeableitung eine Rolle. Daneben sind Form von Reflektor und Anbaufläche sehr wichtig. Um die individuelle Anbaufläche optimal auszuleuchten, müssen beide Komponenten so aufeinander abgestimmt sein. Denn anders als viele (quadratische) Growflächen, ist die optimal ausgeleuchtete Fläche von Natriumdampf-Leuchtmitteln rechteckig (80×130 cm bei 400 Watt und 90x150cm bei 600 Watt). Bei den hier beschriebenen Reflektoren handelt sich ausschließlich um die Praxiserfahrungen gesammelter Grow-Berichte aus Hanfmagazinen, deren Ergebnisse ohne Anspruch auf Vollständigkeit* zusammengetragen ausgewertet werden:
Standard Reflektor
Seit über 20 Jahren als Hochglanz- oder Hammerschlag-Ausführung bewährt. Bei größeren Räumen mit vielen Lampen kann das Streulicht von umliegenden Pflanzen genutzt werden. Der Effekt kompensiert so die nicht ganz optimale Ausleuchtung nahezu. Bei kleinen oder warmen Räumen ohne Streulichteffekt bedingt geeignet, da sich die Hitze zwischen Leuchtmittel und Reflektorunterseite stauen kann und sich leicht so genannte Hotspots bilden, an denen die Pflanzenspitzen verbrennen. Es gibt viele verschiedene Ausführungen des Standard-Reflektors. Optimal sind die Modelle mit einer kleinen Einbuchtung in Richtung des Leuchtmittels, um den unerwünschten Hot-Spot-Effekt zu lindern. Hochglanzreflektoren haben eine gering bessere Ausleuchtung als Hammerschlagreflektoren, verschmutzen aber schnell. Wodurch sich der positive Effekt ins Gegenteil verkehrt.
Adjust-a-Wing
Wurde im heißen Australien erfunden, um mit der dortigen Hitze in Growräumen fertig zu werden. Beim Adjust a Wing kann der Reflektionsgrad mithilfe verstellbarer Flügel der Wuchsphase und den räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Zusammen mit dem Spreader (Hitzeschild) bildet der Reflektor ein hochwertiges und universell einsetzbares Paar. Der Spreader verhindert einen Hotspot unter dem Leuchtmittel und verbessert die Ausleuchtung der Randbereiche. Durch diese Anpassung kann der Abstand zu den Pflanzen im Vergleich mit einem Standard-Reflektor um bis zu 25 Prozent verringert werden. Optimale Ausleuchtung und das Vermeiden von Hotspots machen die Adjust-a-Wing-Modelle zum beliebtesten Reflektor. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachbauten, von denen einige fast so gut wie das Original sind, viele aber nicht einmal das Prinzip der Wärmeableitung verstanden haben. Zur optimalen Ausnutzung der Möglichkeiten des Adjust a Wing hat der Hersteller eine Tabelle mit allen notwendigen Parametern zu Flügelspannweite und Spreader-Einstellungen veröffentlicht.
Cooltube
Optimal für Räume, in denen es trotz ausreichender Absaugleistung zu warm wird. Wie Tests bewiesen haben, wird die Lichtausbeute durch den Glaszylinder nicht nennenswert beeinflusst. Es ist effektiver, den Cooltube zu modifizieren als ihn im Originalzustand zu montieren. Dazu wird er unter einen Standard- oder sogar unter einen High-End-Reflektor montiert, anstatt den mitgelieferten Zusatzreflektor zu nutzen. Anleitungen hierzu finden sich in Foren oder Fachmagazinen. Beim verwendeten Glas und bei der Qualität des Blechs gibt es große Unterschiede, deren Details ein gutes Fachgeschäft auf Nachfrage nennen kann.
CoolShade, Sputnik, Air Cool
Vom Prinzip her wie der Cooltube, aber mit integriertem Reflektor. Der Reflektionsgrad ist besser als bei einem nicht modifizierten Cooltube. Allerdings heizt sich das Blech im Glasgehäuse mit auf und darum bieten diese Modelle eine etwas schlechtere Kühlleistung (ein bis zwei Grad bezogen auf die Raumtemperatur) als ein Cooltube.
Diamond Reflektor
Wurde vor über zehn Jahren in Großbritannien entwickelt. Aufgrund der extremen Form und der unterschiedlich bearbeiteten Oberflächen bilden sich keine Hotspots und der Reflektor verteilt das Licht optimal auf die unten stehenden Pflanzen. Es gibt zwei Versionen (D400 und D600), die die unterschiedliche Leistung des Leuchtsysteme berücksichtigt. Mittlerweile gibt es den Diamond auch luftgekühlte Variante, die über einen Anschluss für einen 125mm Lüftungsschlauch verfügt.
Northstar/Matrix Reflektor
Aufgrund von Patentrechten wird dieser Reflektor unter verschiedenen Namen angeboten. Durch Die Anordnung der inneren Bleche und die quadratische Form werden auch die Ecken einer quadratischen Homebox optimal ausgeleuchtet und es entstehen keine Hotspots. Die Wärmeableitung besticht zudem mit einer zentralen Öffnung über dem Leuchtmittel, durch die die Hitze des Leuchtmittels wie in einem Schornstein nach oben entweichen kann, ohne die Reflektionsfähigkeit zu beeinträchtigen. So wird einen Hitzestau im empfindlichen Bereich direkt über den Pflanzenspitzen vermieden. Die Temperatur ist im oberen Bereich fühlbar niedriger als bei Reflektoren ohne Wärmeableitungs-Vorrichtung. Besonders geeignet für warme Räume mit quadratischen Grundflächen.
Power Lux Reflektor
Altbewährt und fast so günstig wie ein Standard-Reflektor. Kommt als Bausatz, das Zusammenbasteln ist ein Kinderspiel. So lange der maximale Abstand zu den Pflanzen gewährleistet ist, arbeitet der Reflektor gut, bildet aber schneller als alle anderen hier beschriebenen Reflektoren einen Hotspot, sobald man den Abstand zu den Pflanzen reduziert.
Zusatzreflektor für den Cooltube
Wird ungefragt mit verkauft. Am besten sofort entsorgen. Dieser Mini-Aufsteckreflektor lässt viel zu viel Licht nach oben oder zu den Seiten entweichen. Es wird Zeit, dass sich Cooltube zu einer Zusammenarbeit mit einem führenden Reflektoren-Hersteller entschließt, um eine luftgekühlte Röhre mit wirklich guten Reflektionseigenschaften anzubieten. Dann müssten kleine Selbstversorger sich nicht mehr selbst an der besten Lösung schrauben.
Der Anbau von Cannabis ist genehmigungspflichtig und ansonsten streng verboten. Die Informationen zu den hier beschrieben Reflektoren und Leuchtmitteln dürfen nicht zum illegalen Cannabis-Anbau genutzt werden. Dieser Beitrag soll informieren, nicht anstiften.
* Es gibt weitaus mehr als die hier erwähnten Reflektoren-Modelle. Allerdings hat sich der Autor bemüht, jeweils eine Ursprungsversion der am häufigsten genutzten und mittlerweile oft kopierten Modelle zu beschreiben.
- Disclaimer:Die Gesetze und Vorschriften zum Cannabisanbau sind von Land zu Land unterschiedlich. Sensi Seeds rät Ihnen daher dringend, Ihre lokalen Gesetze und Vorschriften zu befolgen. Handeln Sie nicht im Widerspruch zum Gesetz.