Cannabis in Tadschikistan – Gesetze, Konsum und Geschichte

Die Tadschikistan-Flagge und ein Cannabis-Werk

Tadschikistan liegt auf einer der größten Drogenschmugglerrouten der Welt, da es eine gemeinsame Grenze mit Afghanistan hat. Es hat auch eine eigene Cannabisindustrie. Doch Cannabis ist im Land illegal, und aufgrund der Todesstrafe für schwere Drogenvergehen (z. B. groß angelegter Schmuggel) ist dies ein riskantes Geschäft.

    • Hauptstadt
    • Dushanbe
    • Einwohner
    • 10,360,000
    • CBD Produkte
    • Illegal
    • Cannabis für Freizeitkonsum
    • Illegal
    • Medizinisches Cannabis
    • Illegal

Cannabisgesetze in Tadschikistan

Darf man in Tadschikistan Cannabis besitzen und konsumieren?

Der Besitz und Konsum von Cannabis ist in Tadschikistan illegal. Das Strafrecht des Landes schreibt vor, dass Personen, die „Betäubungsmittel, ‚psychoaktive Substanzen‘ oder deren Vorläufer konsumieren”, mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden können.

Die Strafe kann drei bis sieben Jahre betragen, wenn der Täter:

  • Das Vergehen „in Zusammenhang mit Minderjährigen“ begangen hat
  • Beim Cannabiskonsum mit zwei oder mehr weiteren Personen erwischt wird
  • Gewalt angewendet oder angedroht hat
  • Dasselbe Vergehen schon früher begangen hat
  • Cannabis im Gefängnis konsumiert oder besessen hat
  • Mitglied einer kriminellen Organisation war

Und wenn der Täter während des Konsums von Cannabis oder einer anderen Droge den Tod eines Menschen oder eine schwere Körperverletzung verursacht hat, kann eine Haftstrafe von acht bis zwölf Jahren verhängt werden.

Nach tadschikischem Recht sind Personen ab 14 Jahren strafmündig. Doch bei Personen unter 18 Jahren sind auch Ausnahmen möglich.

Darf man in Tadschikistan Cannabis verkaufen?

Tadschikistan verfolgt einen harten Kurs gegen Drogenhandel jeder Art, inklusive Cannabis. Dem Strafrecht des Landes zufolge kann gegen eine Person, die beim illegalen Handel mit Betäubungsmitteln erwischt wird, die „Todesstrafe“ (Tod durch Erschießen) verhängt werden. In Fällen, in denen eine Begnadigung möglich ist, wird die Todesstrafe in eine 25-jährige Haftstrafe umgewandelt.

Auch der Transport von Cannabis oder anderer Drogen über die Grenze Tadschikistans wird als schweres Vergehen betrachtet. Die Täter müssen mit acht bis zwölf Jahren Gefängnis und mit der Beschlagnahme ihres Eigentums rechnen.

Wenn der Täter beim Verkauf kleinerer Cannabismengen oder bei deren Transport oder Versendung zum Zweck des Verkaufs ertappt wird, kann er mit fünf bis zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Bei größeren Mengen wird die Strafe auf 12 bis 15 Jahre oder sogar auf 15 bis 20 Jahre erhöht (oder bis zur Todesstrafe), wenn der Täter:

  • Dasselbe Vergehen schon früher begangen hat
  • In einer kriminellen Organisation arbeitet
  • Als gefährlich angesehen wird
  • Bereits eine Gefängnisstrafe absolviert
  • Eine offizielle Position bekleidet
  • Besonders große Mengen transportiert oder verkauft

Laut Prohibition Partners würde Tadschikistan am meisten von einer Legalisierung des Cannabisverkaufs profitieren. So beschlagnahmten die Behörden im Jahr 2016 fast 255 000 kg Nutzpflanzen (der weltweite Durchschnitt liegt bei nur 60 000 kg pro Land). Angesichts der Tatsache, dass Cannabis auf dem tadschikischen Schwarzmarkt für etwa 1,19 Dollar pro Gramm verkauft wird, lässt dies darauf schließen, dass der Cannabismarkt des Landes über 300 Millionen Dollar wert sein könnte.

Darf man Cannabis in Tadschikistan anbauen?

Es ist ebenfalls illegal, Cannabis in Tadschikistan anzubauen (obwohl es in ziemlich reichlichen Mengen in der freien Natur wächst). Einer Person, die beim Anbau großer Mengen von „Pflanzen, die berauschende Substanzen enthalten“ erwischt wird, droht die Todesstrafe oder wiederum die mildere Strafe von 25 Jahren Gefängnis.

Wenn der Täter jedoch nur begrenzte Mengen Cannabis anbaut, verringert sich die Strafe auf fünf bis zehn Jahre.

Wenn es sich bei dem Anbau um ein „mittelgroßes“ Feld handelt, oder wenn der Täter dasselbe Vergehen schon früher begangen hat oder an einer „Verschwörung“ beteiligt ist, wird die Strafe auf 10 bis 15 Jahre erhöht, einschließlich der Beschlagnahmung des Eigentums. Diese Strafe wird noch einmal auf 15 bis 20 Jahre erhöht (oder auf die Todesstrafe), wenn der Anbau folgendermaßen durchgeführt wird:

  • Durch eine kriminelle Organisation
  • Durch einen gefährlichen Kriminellen
  • In einem großen Gebiet
  • Durch eine Person, die eine offizielle Position bekleidet

Unter einem „mittelgroßen Gebiet“ versteht das Gesetz mehr als 0,10 ha, und als großes Gebiet gelten mehr als 0,20 ha.

Eine Cannabis-Pflanze mit lila Blumen

Ist CBD in Tadschikistan legal?

Das tadschikische Gesetz unterscheidet nicht zwischen CBD und Cannabis, ungeachtet der Tatsache, dass CBD-Produkte nur geringe THC-Konzentrationen enthalten und daher kein „High“ erzeugen können. Dementsprechend ist es im Land illegal, CBD-Produkte zu konsumieren, zu kaufen oder zu verkaufen.

Eine Person, die eine Maske und Handschuhe trägt, die eine Pipette und eine Flasche CBD-Öl halten

Darf man Cannabissamen nach Tadschikistan senden?

Cannabissamen werden ebenfalls als illegale Substanz betrachtet und können somit nicht an das Land gesendet werden.

Medizinisches Cannabis in Tadschikistan

Es gibt derzeit kein medizinisches Cannabis-Programm in Tadschikistan; zudem hat die Regierung nicht zu erkennen gegeben, dieses in Zukunft einführen zu wollen.

Ein Arzt mit einem Stethoskop um seinen Hals, der einen Plastiktopf von Cannabis hält

Industriehanf in Tadschikistan

Industriehanf wird im tadschikischen Gesetz mit Cannabis  gleichgesetzt, und daher ist sein Anbau illegal.

Gut zu wissen

Wenn Sie nach Tadschikistan reisen (oder gegenwärtig dort leben), könnten folgende Informationen interessant für Sie sein:

  • Eine Umfrage von 2009 ergab, dass 96 % der 15- bis 16-Jährigen in Tadschikistan glauben, es sei „sehr einfach”, eine Droge wie Cannabis zu bekommen.
  • Tadschikistan gilt als „Transit“-Land. Das bedeutet, dass Drogenschmuggler regelmäßig von Afghanistan aus die Grenze überqueren und in Länder wie Russland und Europa reisen.
  • In den vergangenen Jahren mussten die tadschikischen Behörden nicht nur die durchlässigen Grenzen im Auge behalten, sondern auch die Apotheken im Land selbst, da einige illegale psychoaktive Substanzen verkauften.

Die Geschichte von Cannabis

Über Jahrhunderte hinweg ist die Region, die heute als Tadschikistan bekannt ist, von zahlreichen verschiedenen Volksgruppen besiedelt worden. Beispielsweise von den persischen Großreichen der Achämeniden und Samaniden, dem Reich der Hephthaliten (einem türkischen Nomadenvolk) und den Mongolen. Man nimmt an, dass Cannabis schon in der Gegend vorhanden gewesen war, bevor eines der Völker sich hier ansiedelte; viele Experten glauben nämlich, dass die Pflanze ursprünglich aus dieser Region stammt.

Jede dieser Kulturen führte ihre eigenen Cannabispraktiken ein – für rituelle und medizinische Zwecke oder zur Entspannung.

1864 konnte Russland die Region seinem Machtbereich einverleiben. Die Sowjetunion herrschte von 1919 bis 1991 über das Land und führte in den 1980er-Jahren eine Reihe von groß angelegten Ausrottungskampagnen gegen Cannabis durch. Die allerdings weitgehend erfolglos waren, unter anderem wegen der Überfülle der Pflanzen in der Natur.

Gleich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach in Tadschikistan ein fünfjähriger Bürgerkrieg aus, der zu erheblichen Unruhen führte. Dieser Krieg hinterließ große Wunden und einen Mangel an Stabilität, was bis heute zu spüren ist.

Cannabis in Tadschikistan

Moderne Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Zentrum der genetischen Diversität von Cannabis in Tadschikistan liegen könnte – was das Land potenziell zum Geburtsort dieser berühmten, fruchtbaren Pflanze macht. Auch der Ursprung der Unterart C. indica wird in dieser Region vermutet.

Tadschikistan besitzt zwar eine einheimische Cannabisindustrie, doch sie ist relativ klein, verglichen mit der in Afghanistan oder Kasachstan. Das in den ländlichen Gebieten des Landes wild wachsende Cannabis ähnelt eher den afghanischen Landrassen als den kasachischen Sorten.

Ein Großteil des wild wachsenden Cannabis enthält einen geringen THC-Gehalt und wird daher nicht oft geerntet. Doch das angebaute Cannabis, das höhere THC-Konzentrationen enthält, ist extrem potent, schmackhaft und aromatisch. Experten nehmen an, dass das im Land wachsende Cannabis zumeist der Unterart Indica angehört. In den Dörfern wird es auch als Faserpflanze verwendet. Die lange Anbausaison führt dazu, dass die Bauern zwei oder drei Ernten pro Jahr erzielen können.

Trotz der strengen Gesetze findet der Cannabisanbau in Tadschikistan statt. Besonders weitverbreitet ist er in der nordwestlichen Provinz Sughd sowie in der autonomen Provinz Berg-Badachschan. Der überwiegende Teil der heimischen Produktion ist für den Konsum des tadschikischen Volkes vorgesehen. Die Pflanzen werden selten über die Grenze geschmuggelt, aber es gibt wahrscheinlich einen gewissen Exportmarkt.

Eine ländliche Berglandschaft in Tadschikistan

Drogenhandel in Tadschikistan

Tadschikistan liegt auf mehreren beliebten Routen für den Drogenhandel, wobei Schmuggler aus Afghanistan regelmäßig die durchlässigen Grenzen überqueren, um Drogen wie Cannabis nach Russland und Europa einzuschleusen. Außerdem entwickelt sich Tadschikistan jetzt selbst zu einem bedeutenderen Produzenten von Opium und Haschisch.

Darauf reagierte die tadschikische Regierung im Jahr 2000 mit der Gründung einer Antidrogen-Behörde. Die primäre Aufgabe der Behörde bestand darin, die Flut der durch das Land geschleusten Drogen zu begrenzen und die beschlagnahmten Drogen zu vernichten. Bei diesen Bemühungen wurde sie von der USA unterstützt.

Das grundlegende Problem ist jedoch in der geografischen Natur der Grenzregionen zu suchen. So ist die Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan nicht nur 1.300 Kilometer lang, sondern auch gebirgig, und daher ist es praktisch unmöglich, sie effektiv zu überwachen.

Ursprünglich dachte man, dass rund 80 % aller durch Tadschikistan geschmuggelten Drogen die Khorog-Osh-Straße in Berg-Badachschan überquerten. Diese Route beginnt in Khorog (das auf der Grenze liegt) und führt dann in die Stadt Osh in Kirgistan in der Nähe der usbekischen Grenze.

Heute benutzen die Drogenhändler jedoch andere Routen; eine besonders beliebte führt durch die Provinz Chatlon im Südwesten, die wiederum dicht bei der afghanischen Grenze liegt. Von hier aus werden die Drogen nach Duschanbe transportiert, wo sie dann per Flugzeug oder Zug nach Russland oder Europa geschmuggelt werden.

Die häufig wechselnden Drogenhandelsrouten bereiten den Behörden beträchtliches Kopfzerbrechen. Nichtsdestoweniger beschlagnahmt Tadschikistan rund 80 % aller Drogen, die in Zentralasien abgefangen werden. Somit rangiert es weltweit auf dem dritten Platz, was die Beschlagnahmungen von Opiaten betrifft (Heroin und Rohopium).

Berichten zufolge haben die Behörden beispielsweise 2014 über 722 Kilogramm an beschlagnahmten Drogen verbrannt. 249 Kilogramm davon bestanden aus Cannabis, und der Anteil von Haschisch betrug 315 Kilogramm. 2017–2018 wurden vier Tonnen und 448 Kilogramm an illegalen Drogen beschlagnahmt. Der Anteil von Cannabis betrug drei Tonnen und 126 Kilogramm.

Die verstärkten Anstrengungen der Polizei bringen ein zunehmendes Risiko von Gewalttaten mit sich. Man macht sich Sorgen darüber, dass Waffengewalt an den Grenzen schon alltäglich ist, und es gibt immer häufiger Berichte über Schießereien.

Soziale Akzeptanz von Cannabis

Cannabis wird in Tadschikistan nicht als ernstes Problem angesehen. Stattdessen konzentrieren sich die Behörden meist auf Heroin und Opium, die dem Land weit mehr Probleme bereiten.

Tadschikistans Lage neben Afghanistan bedeutet, dass Haschisch leicht erhältlich ist und trotz der drohenden Gefängnisstrafen von den Einwohnern konsumiert wird.

Wird Cannabis in Zukunft legalisiert?

Die tadschikischen Behörden befinden sich ständig im Krieg mit den Drogenhändlern. Zwar werden an den Grenzen große Mengen illegaler Substanzen beschlagnahmt, doch man nimmt an, dass noch weit mehr durchgeschmuggelt wird.

Das deutet darauf hin, dass irgendwelche Formen der Legalisierung von Cannabis – ob für medizinische Zwecke oder zum Freizeitkonsum – wahrscheinlich nicht so bald zu erwarten sind.

  • Disclaimer:
    Obwohl größte Sorgfalt bei der Gewährleistung der Richtigkeit dieses Artikels aufgewendet wurde, ist er weder als Rechtsberatung gedacht, noch sollte er als solche verstanden werden. Jede Situation wird von individuellen Faktoren beeinflusst und man sollte stets einen Experten oder Anwalt für eine Rechtsberatung konsultieren.

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    Sensi Seeds

    Das Sensi Seeds Redaktionsteam besteht aus Botanikern, medizinischen und juristischen Experten sowie renommierten Aktivisten wie Dr. Lester Grinspoon, Micha Knodt, Robert Connell Clarke, Maurice Veldman, Sebastian Marincolo, James Burton und Seshata.
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  • Maurice_Veldman

    Maurice Veldman

    Maurice Veldman ist Mitglied der Niederländischen Vereinigung der Strafrechtsanwälte und einer der bemerkenswertesten Cannabis-Anwälte der Niederlande. Mit 25 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet unterstützt sein strafrechtliches und Verwaltungsrecht die Cannabisverkäufer und Hanferzeuger dabei, die Ungleichheiten zwischen Individuum und Staat zu beseitigen.
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