Wenn die Cannabispflanze eine Person wäre und wenn Hollywood „ihr Leben“ verfilmen würde, welche Meilensteine müssten dann darin vorkommen? Unserer Meinung nach auf jeden Fall die folgenden 10 Ereignisse aus der wechselvollen Geschichte des Cannabis, die großartige Erfolge, aber auch Tiefpunkte kennt. Teilen Sie uns bitte mit, an welche Momente Sie denken!
Schon vor Tausenden bis Zehntausenden von Jahren wurde Cannabis als Heil- und Genussmittel verwendet. Der große Wert der Pflanze war und ist in den unterschiedlichsten Kulturen bekannt, aber dennoch (oder gerade deswegen) ist die Welt seit nunmehr fast 80 Jahren fest im Griff des durch die Vereinigten Staaten eingeführten Cannabisverbots. Die wechselvolle Geschichte der Pflanze ist sowohl durch großartige Erfolge als auch durch Tiefpunkte gekennzeichnet.
Wenn die Cannabispflanze eine Person wäre und wenn Hollywood „ihr Leben“ verfilmen würde, welche Meilensteine müssten dann darin vorkommen? Wir glauben, die folgenden zehn Ereignisse müssten auf jeden Fall dazugehören. Oder was denken Sie?
1. Ca. 4.000 v. Chr.: Die ältesten archäologischen Cannabisfunde
Die Cannabispflanze ist eine der ältesten Pflanzen der Welt, die der Mensch kultiviert hat. An verschiedenen Orten fand man Beweise, dass sie bereits sehr früh genutzt wurde. Die meisten archäologischen Funde deuten darauf hin, dass Cannabis in China erstmals für industrielle und medizinische Zwecke verwendet wurde, und zwar einige tausend Jahre vor Christus.
Einen dieser Funde machten die Forscher in den Ruinen des Dorfes Xi’an Banpo in der chinesischen Provinz Shaanxi. Dort entdeckte man Textilienreste aus Hanf sowie Keramik, die mit Hanfseilen verziert war. Mithilfe der radiometrischen Datierung wurde festgestellt, dass diese kulturellen Überreste sogar bis zu 6.000 Jahre alt sind und zur Yangshao-Kultur gehören. Sie gehen ungefähr auf die Zeit 4.115 bis 110 vor Christus zurück, wie in „The cultivation and use of hemp in ancient China (= Anbau und Gebrauch des Hanfs im alten China)“ von Xiaozhai Lu und Robert C. Clarkedargelegt wird.
Absolut sicher ist diese Datierung jedoch nicht. Man ging nämlich stets davon aus, dass sich der Gebrauch von Hanf und Cannabis erst ab 1.000 nach Christus über den Rest der Welt verbreitete. Doch 2007 wurde in den Niederlanden ein Grab aus der Steinzeit gefunden, in dem sich höchstwahrscheinlich Cannabisreste befanden, die gut 4.200 Jahre alt waren. Das Grab wies Merkmale der Glockenbecher-Kultur auf und konnte deshalb auf die Zeit 2.459 bis 2.203 vor Christus datiert werden.
Kurzum – eine genaue Datierung des Gebrauchs der Pflanze ist bisher nicht möglich. Allerdings zeigen diese und viele andere Hinweise, dass Cannabis schon seit Jahrtausenden zu industriellen und medizinischen Zwecken verwendet wird.
2. 2.700 v. Chr.: Erste Erwähnung von Cannabis in der Literatur
Der chinesische Kaiser Shen-Nung (ca. 2.700 v. Chr.) ist als Vater der traditionellen chinesischen Medizin bekannt.
Er war ein Bauer, der sich Sorgen über die Krankheiten machte, die durch seine harte Arbeit hervorgerufen wurden, und suchte daher nach Mitteln zur Vorbeugung oder Heilung dieser Leiden.
Der Legende zufolge experimentierte Shen-Nung mit diversen Giftsorten und testete dann ein Gegengift. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen verfasste er die medizinische Enzyklopädie „Pen Ts’ao“. Diese enthält eine Liste mit Hunderten von Heilmitteln, die er aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Quellen gewonnen hatte. Auf der Liste ist auch der Ausdruck „ma“ zu finden, was Cannabis bedeutet.
Doch Shen-Nung war außerdem eine mythische Gestalt: der sogenannte Göttliche Bauer, der verschiedenen Legenden zufolge einen durchsichtigen Körper besaß. Manchmal erschien er mit dem Kopf eines Ochsen, oder er hatte eine Stirn aus Bronze und einen Schädel aus Eisen. Es ist durchaus möglich, dass Mönche die Entstehung der chinesischen Medizin Jahrhunderte später Shen-Nung zugeschrieben haben, um dieser wichtigen Person der chinesischen Geschichte eine noch größere Bedeutung zu verleihen.
3. 1937: Das Marihuana Tax Act verbietet Cannabis in den USA
Zur Zeit der industriellen Revolution um 1900 betrachteten vor allem die Papier- und die fossile Brennstoffindustrie Hanf nicht als nützlich, sondern im Gegenteil als eine Gefahr für ihre Milliarden Dollar schweren Unternehmen.
Mithilfe einer mächtigen Lobby versuchten Industriemagnaten wie Andrew Mellon von der Investmentbank Mellon Bank, die Gulf Oil Corporation, das petrochemische Unternehmen DuPont (in das Mellon stark investierte) und William Randolph Hearst, Besitzer des größten Zeitungsverlages der USA, die Nutzung von Hanf zu unterbinden. Hierzu wurde auch das immer populärer werdende Genussmittel Cannabis diffamiert, um beide Pflanzen in ein schlechtes Licht zu rücken. Natürlich diente Hearsts Zeitungsimperium dabei als willkommenes Propaganda-Instrument.
Im Jahr 1935 erteilte Anslinger Herman Oliphant vom Finanzministerium den Auftrag, insgeheim einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, der sowohl vom Kongress als auch vom Obersten Gerichtshof problemlos akzeptiert werden konnte. Die Folge war, dass die Bundesdrogenbehörde, die diesem Ministerium unterstand, 1937 das „Marihuana Tax Act (= Steuergesetz für Marihuana)“ vorschlug, das eine Besteuerung des Verkaufs von Cannabis vorsah und bei Verstößen eine Geldbuße oder Gefängnisstrafe androhte.
Anslinger formulierte die Vorlage als Gesetzentwurf für steuerpflichtige Einkommen und reichte ihn direkt beim House Ways & Means Committee (dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses) ein. Hierdurch musste der Entwurf nicht noch allerlei andere Gremien durchlaufen, sondern konnte unverzüglich vom Repräsentantenhaus geprüft werden. Zudem saß Robert Doughton, ein Bundesgenosse von DuPont, im Haushaltsausschuss.
Ungeachtet etlicher Proteste – unter anderem von der American Medical Association (AMA = Amerikanische Ärztevereinigung) – wurde der Gesetzentwurf vom Senate Finance Committee (dem Finanzausschuss des Senats) gebilligt, dem auch Prentiss Brown angehörte, ein weiterer Bundesgenosse von DuPont. Nachdem dieser Ausschuss seine Zustimmung signalisiert hatte, wurde der Entwurf verabschiedet.
Im gleichen Jahr meldete DuPont ein Patent für eine neue Kunstfaser an: Nylon. Auch in diese Erfindung hatte Andrew Mellon stark investiert.
4. 1964: Das THC-Molekül wird erstmals isoliert und synthetisch hergestellt
Am 22. Oktober 2014 fand in der französischen Stadt Straßburg die dritte Ausgabe des UFCM iCare-Symposiums statt; bei diesem Symposium geht es um den Gebrauch von Cannabinoiden in Medikamenten.
Der Ehrengast dieser Tagung war Professor Raphael Mechoulam, und zwar aus gutem Grund. Vor genau 50 Jahren war es ihm nämlich gelungen – zusammen mit Professor Yechiel Gaoni und einem Forscherteam -, das Molekül Tetrahydrocannabinol (THC), den psychotropen Wirkstoff in Cannabis, zu isolieren und zu synthetisieren.
Dieses historische Ereignis markierte den Beginn der Erforschung der Cannabinoide, wie wir sie heute kennen, und inspirierte zahlreiche weitere Forscher, die Arbeit der Pioniere fortzusetzen.
5. 1976: Die Einführung der Duldungspolitik in den Niederlanden
Am 1. November 1976 trat in den Niederlanden ein neues Betäubungsmittelgesetz in Kraft, durch das Cannabis faktisch entkriminalisiert wurde. Dieses revolutionäre Ereignis erregte weltweit großes Aufsehen, denn die Niederlande waren damals das erste Land, das zwischen weichen und harten Drogen unterschied.
In den 70er-Jahren sah sich das Land mit schwerwiegenden Problemen durch die Droge Heroin konfrontiert. Vor allem die Hauptstadt Amsterdam wurde mit billigem Heroin überschwemmt, was zu einer ernsten Bedrohung der Bevölkerung führte. Auch der Konsum von Cannabis – insbesondere Haschisch – wurde immer beliebter, doch dies verursachte kaum Probleme. Der Bericht „Tauziehen um Hanf“ aus dem Jahr 1972 kam dann auch zu dem Schluss, dass ein verantwortlicher Konsum von Cannabis durchaus möglich sei, wie sich in der Praxis herausgestellt habe. Daher sei er ohne Weiteres mit dem Konsum von Alkohol und Tabak vergleichbar.
Daraufhin setzte sich die damalige Regierung das Ziel, Cannabis so bald wie möglich aus dem Geltungsbereich des Strafrechts herauszuholen und vollständig zu legalisieren. Die politische Führung hatte begriffen, dass die Legalisierung aufgrund der internationalen Verträge ein langwieriges Unterfangen darstellen würde, doch durch die Entkriminalisierung des Cannabiskonsums machte sie den ersten Schritt.
1980 veröffentlichte die niederländische Staatsanwaltschaft neue Richtlinien für den Kleinhandel mit Cannabis. Diese Richtlinien ermöglichten die Duldung von Verkaufsstellen für Cannabis, die Coffeeshops genannt wurden. Der nächste Schritt, die Legalisierung, ist jedoch ausgeblieben.
Einer der Hauptverantwortlichen für diese Politik ist der ehemalige Politiker Dries van Agt, der hierfür 2012 mit dem Cannabis Culture Award ausgezeichnet wurde.
6. 1985: Gründung der größten Samenbank Sensi Seeds
2015 wird Sensi Seeds mit großem Stolz sein 30-jähriges Firmenjubiläum feiern!
Sensi Seeds ist im Jahr 1985 entstanden, als der Vorläufer des Unternehmens mit dem Namen Sensi Seed Club gegründet wurde, der auch unter der Bezeichnung Sensi Connoisseurs’ Club bekannt war. In dieser Zeit wurden die laufenden Pflanzenveredelungsprogramme stark erweitert. Der Gründer Ben Dronkers und sein Team investierten enorm viel Zeit und Kraft in die Entwicklung standardisierter hybrider Cannabissorten sowie in die ständige gewissenhafte Erforschung der Genealogie der Pflanzen und deren Beziehungen untereinander.
Um die Hybriden zu stabilisieren und bis in die Feinheiten zu perfektionieren, musste das Unternehmen eine große Zahl von Probezüchtungen durchführen, um so viele Nachkommen wie möglich zu erzeugen. Die Einrichtungen für diese Forschungsarbeiten wurden 1985 gebaut. Deshalb markiert dieses Jahr die eigentliche Entstehung von Sensi Seeds und des Cannabissamenmarktes in der Form, die wir heute kennen.
7. 1996: Als erster Staat legalisiert Kalifornien den medizinischen Cannabiskonsum
Als 56 Prozent der Wähler Kaliforniens am 5. November 1996 mit „Ja“ für das Volksbegehren 215 stimmten, war medizinischer Cannabis tatsächlich zum allerersten Mal durch einen amerikanischen Staat legalisiert worden. Die Bedeutung dieses historischen Ereignisses ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, da es in einem Land stattfand, das sich zugleich als Erfinder des Cannabisverbots und des Krieges gegen die Drogen hervorgetan hatte.
Einen Tag nach der Abstimmung trat das Volksbegehren 215 in Kraft, und hierdurch wurde die staatliche Strafverfolgung für den Konsum, Besitz und Anbau von Cannabis für Patienten aufgehoben, die eine schriftliche oder mündliche Empfehlung eines Arztes vorweisen konnten. Patienten, bei denen eine chronische Erkrankung diagnostiziert worden war, die mithilfe von Cannabis gelindert werden kann, wurden (und werden) nun vom Gesetz geschützt.
Kalifornien gab den Anstoß zu einem Dominoeffekt, durch den in den Jahren danach ein Stein nach dem anderen umfiel. Zurzeit gibt es in 33 Staaten sowie in Washington D.C. Gesetze, die den medizinischen Cannabiskonsum erlauben.
8. 2012: Erste vollständige Legalisierung durch den Staat Washington
Im November 2012 legalisierte Washington als erster Staat der Vereinigten Staaten den Besitz und Verkauf von Cannabis für den Genussmittelkonsum.
Die Legalisierung wurde möglich, nachdem die Einwohner dieses Staates für das Volksbegehren 502 gestimmt hatten; einem Gesetzentwurf für die Legalisierung von Cannabis, der mit einer Mehrheit von 56 Prozent der Stimmen angenommen wurde.
Obwohl zu dieser Zeit fast 20 Staaten über Gesetze für den medizinischen Gebrauch von Cannabis verfügten, stellt dieses Ereignis einen äußerst bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte des Cannabisverbots dar: 75 Jahre nach dem Erlass des Verbotes durch die USA macht der erste amerikanische Staat diesen Beschluss rückgängig, indem er die Kriminalisierung der Bürger wegen des Besitzes, Konsums und Anbaus von Cannabis ablehnt. Das kann man als Ohrfeige für die US-Bundesregierung bezeichnen, die Cannabis noch stets als Droge der Kategorie 1 betrachtet – also derselben Kategorie, der beispielsweise auch Heroin angehört.
Und die Legalisierungswelle zieht immer weitere Kreise. Nicht lange nach Washington hat auch Colorado die Legalisierung angekündigt, und während dieser Artikel verfasst wurde, wurde bekannt, dass sich Washington D.C. und die Staaten Oregon und Alaska diesem Vorhaben angeschlossen haben. 2015 werden voraussichtlich noch weitere Staaten diesem Beispiel folgen, unter anderem Arizona, Hawaii und New York.
9. 2013: Uruguay ist das erste Land, das Cannabis legalisiert
Im Jahr 2012 startete José Mujica, der damalige Präsident Uruguays – als erster Regierungschef überhaupt -, ein Programm zur Legalisierung von Cannabis in seinem Land.
Ebenso wie viele andere Regierungen dieses Kontinents war Mujica zu dem Schluss gekommen, dass der Krieg gegen die Drogen gescheitert war. Die Kriminalisierung der Cannabiskonsumenten muss beendet werden, und dafür benötigt man eine neue Strategie. In Ländern wie Chile, Mexiko, Venezuela und Kolumbien sind ebenfalls Reformen nötig, aber Uruguay ist vorläufig das erste Land, das den Worten auch Taten folgen lässt.
Dabei waren natürlich mancherlei Widerstände zu überwinden. Der Legalisierungsprozess zog sich über anderthalb Jahre hin; es gab etliche Rückschläge, und manchmal schien es, als sei der ganze Plan zum Scheitern verurteilt. Aber am Dienstag, dem 10. Dezember 2013, war es so weit:Uruguay ging in die Geschichte ein – als erstes Land der Welt, das sämtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Import, Export, Anbau, Produktion, Vertrieb und Verkauf von Cannabis legalisierte!
Doch diese legendäre Abkehr von der weltweiten Kriminalisierung von Cannabis ist am 26. Oktober 2014 schon wieder in Frage gestellt worden. Denn in den letzten Wahlen wurde Mujica nicht wiedergewählt. Zum Glück erhielt seine Partei, die Frente Amplio, die Mehrheit der Stimmen; die Chancen stehen also ausgezeichnet, dass der Prozess der Legalisierung von Cannabis in Uruguay fortgesetzt wird.
10. 2014: Der amerikanische Präsidenten äußert sich wohlwollend in Bezug auf Cannabis
Ungeachtet der Tatsache, dass man über Cannabis nur wenig wusste, und obwohl der Bericht „Marihuana, A signal of misunderstanding“ nachwies, dass seine angeblichen Gefahren auf Missverständnissen beruhten, erklärte Präsident Nixon 1972, er würde alles daran setzen, um die Legalisierung von Cannabis zu verhindern. Das stimmte voll und ganz mit seiner im Jahr zuvor gemachten Kampfansage gegen den Drogenmissbrauch überein. Diese markierte den Beginn des Krieges gegen die Drogen, der bis zum heutigen Tag kein einziges Problem gelöst hat, sondern die Probleme sogar noch vergrößert und Tausende von Menschen das Leben gekostet hat.
Während eines Interviews mit Barack Obama, das der „The New Yorker“ am 27. Januar 2014 veröffentlichte, geschah etwas, was eigentlich schon 42 Jahre früher hätte geschehen müssen: Der amerikanische Präsident erklärte, dass er den Cannabiskonsum zwar nicht für gesund halte, diese Droge jedoch entgegen vielen Behauptungen als relativ ungefährlich erachte. „Wie oft genug berichtet wurde, habe ich in meiner Jugend Gras geraucht. Ich betrachte das als schlechte Angewohnheit bzw. als Laster, das sich in etwa mit den Zigaretten vergeleichen lässt, die ich als junger Mann und während eines Großteils meines Erwachsenenlebens geraucht habe. Ich glaube nicht, dass Gras gefährlicher als Alkohol ist.“
Trotz dieser inzwischen berühmten Äußerung ist Cannabis nach wie vor eine Droge der Kategorie 1.