Cannabis fühlt sich in warmen Klimazonen wohl. Dennoch kann Hitzestress Cannabis schaden und im schlimmsten Fall sogar die Ernte ruinieren. Es ist wichtig, dass man Hitzestress erkennen und bekämpfen kann. Im besten Fall kommt es gar nicht so weit. Das Thema ist entscheidend für den Anbau von erstklassigem Gras im Innen- und Außenbereich.
Keine Frage, Cannabis ist eine widerstandsfähige Pflanze, die wie Unkraut wächst. Aber das bedeutet nicht, dass sie gegen Umweltstress immun ist. Ungünstige Schwankungen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag (oder Bewässerung) und Belüftung können verheerende Auswirkungen auf das Wachstum und die Gesundheit von Cannabis-Pflanzen haben.
Vor allem Hitzestress ist ein häufiger Umweltstressor für Cannabis, der sowohl Indoor- als auch Outdoor-Grower betreffen kann. Wenn er nicht rechtzeitig bekämpft wird, kann Hitzestress den Cannabis-Pflanzen erheblichen Schaden zufügen, ihr Wachstum hemmen und Schädlinge in den Anbaubereich locken.
Bei blühenden Pflanzen kann Hitzestress Zwitterhaftigkeit (Hermaphroditismus) auslösen. Extrem hohe Temperaturen können sogar zum völligen Absterben der Pflanzen führen. Lesen Sie weiter, um alles Wissenswerte über Hitzestress bei Cannabis zu erfahren und sicherzustellen, dass keine Ihrer zukünftigen Ernten der Hitze zum Opfer fällt.
Was ist die ideale Temperatur für Cannabis?
Cannabis lässt sich überall auf der Welt anbauen. Seine Fähigkeit, sich an eine Vielzahl von Umgebungsbedingungen anzupassen, ist legendär. Es gibt jedoch bestimmte Temperaturbereiche, die sich besonders gut für gewisse Lebensstadien der Cannabis-Pflanze eignen.
Auch wenn verschiedene Cannabis-Sorten leicht unterschiedliche Bedingungen bevorzugen, sind sich die meisten Züchter über die idealen Temperaturen beim Cannabis-Anbau einig:
- Sämlingsphase: Durchgehend 20 bis 25 °C. Außerdem mögen Sämlinge eine hohe relative Luftfeuchtigkeit von 65 bis 70 %.
- Wachstumsphase: 20 bis 28 °C am Tag („Licht an“) und 18 bis 23 °C in der Nacht („Licht aus“). Vegetative Pflanzen mögen eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 70 %, je nach Sorte. Indicas bevorzugen in der Regel trockenere Bedingungen, während sich Sativas in einer feuchteren Umgebung wohlfühlen.
- Blütephase: 20 bis 24 °C am Tag („Licht an“) und 18 bis 21 °C in der Nacht („Licht aus“). Während der Blüte ist es am besten, die relative Luftfeuchtigkeit bei etwa 40 % zu halten, um das Wachstum von Schimmel oder Mehltau in den dichten Blüten zu verhindern.
Was verursacht Hitzestress?
Hitzestress tritt auf, wenn die Temperaturen in Ihrem Cannabis-Garten über die oben genannten Bereiche steigen. In einem solchen Fall haben Cannabis-Pflanzen Mühe, grundlegende Zellfunktionen auszuführen.
Zunächst kann sich Hitzestress auf ihre Fähigkeit auswirken, neue Blätter zu bilden, bevor bestimmte Abwehrmechanismen ausgelöst werden (z. B. Fuchsschwanzbildung). Bleibt der Hitzestress über längere Zeit unbehandelt, kann er schließlich dazu führen, dass die Cannabis-Pflanzen verwelken und absterben.
Beim Outdoor-Anbau sind hohe Temperaturen die häufigste Ursache für Hitzestress bei Cannabis. Es kann überall auf der Welt passieren. Nicht nur auf der Südhalbkugel, sondern auch auf der Nordhalbkugel haben Outdoor-Grower in den letzten Jahren vermehrt mit Hitzewellen und steigenden Temperaturen zu kämpfen.
Beim Indoor-Anbau wird Hitzestress häufig verursacht durch:
1. Hohe Außentemperaturen
Wenn Sie in Ihrem Zelt oder Zimmer keine Klimaanlage haben, werden Sie es schwer haben, die Auswirkungen hoher Außentemperaturen in Ihrem Indoor-Grow-Bereich abzuschwächen.
2. Unsachgemäße Beleuchtung
Grow-Lampen erzeugen Wärme, und wenn Sie Ihre Lampen zu hoch oder zu nah an Ihrem Blätterdach betreiben, kann dies zu Hitzestress führen.
3. Unzureichende Belüftung
Ventilatoren sorgen dafür, dass frische Luft um die Pflanzen herum strömt und alte, heiße Luft abgeführt wird, wodurch eine kühlere, stabilere Temperatur im Raum oder Zelt entsteht.
4. Geringe Luftfeuchtigkeit
Trockene Luft kann bei Cannabis Symptome von Hitzestress hervorrufen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihrem Grow-Room während der Wachstumsphase zwischen 40 und 70 % und während der Blütephase bei etwa 40 % halten.
5. Defekte Geräte
Defekte Temperatursensoren oder automatische Ventilatoren sind eine sehr häufige Ursache für Hitzestress in Indoor-Gärten. Selbst erfahrene Züchter haben manchmal mit Hitzestress zu kämpfen, wenn Geräte kaputtgehen.
Wie erkennt man Hitzestress bei Cannabis?
Die Anzeichen von Hitzestress unterscheiden sich je nach dem Lebensstadium der Pflanze. Bei Sämlingen zum Beispiel führt Hitzestress in der Regel zu verkümmertem Wachstum, blassen Blättern und Verwelken. Cannabis-Sämlinge sind sehr empfindlich und anfällig für Hitzestress.
Bei vegetativen Pflanzen hingegen sind folgende Anzeichen von Hitzestress üblich:
- Nach oben gekräuselte Blätter
- Trockene, braune Flecken
- Braune und verbrannt aussehende Blattränder und -spitzen
- Ausgebleichte Blätter, vor allem im oberen Blätterdach
Bei blühenden Cannabis-Pflanzen kann Hitzestress die gleichen Anzeichen hervorrufen wie bei vegetativen Pflanzen. Achten Sie außerdem auf:
- Fuchsschwänze (mehr dazu unten)
- Weiße Blütenstempel, auch kurz vor oder nach der Ernte
- Ausgebleichte oder verbrannte Blüten
- Reduzierte Trichom- und Terpenproduktion, was zu Blüten führt, denen es an Potenz, Aroma und Geschmack fehlt
Was sind Cannabis-Fuchsschwänze („Foxtailing“)?
Fuchsschwanzbildung ist ein Anzeichen für Hitzestress bei blühenden Cannabis-Pflanzen, das besonders häufig in der späten Blütephase auftritt. Es zeichnet sich durch ein unförmiges Wachstum der Blüten aus, insbesondere durch das Wachstum neuer Blüten über bereits entwickelten Blüten.
Fuchsschwanz-Cannabisblüten können spitzförmig nach oben wachsen oder große, deformierte Blüten auf bereits reifen Blüten bilden. Es wird angenommen, dass dies ein Verteidigungsmechanismus der weiblichen Cannabis-Pflanze ist – ein letzter Versuch, größere Blütenstrukturen zu bilden, die in der Lage sind, mehr Hanfsamen zu entwickeln und letztlich das Überleben der Art zu sichern.
Wie kann man Hitzestress von Nährstoffbrand oder -mängeln unterscheiden?
Leider können die Anzeichen von Hitzestress denen von Nährstoffverbrennungen oder spezifischen Nährstoffmängeln ähneln. Zu den Nährstoffproblemen, die ähnliche Anzeichen wie Hitzestress verursachen, gehören:
1. Nährstoffbrand
Dadurch sehen die Spitzen von Blättern und Blüten verbrannt und verdorrt aus.
2. Stickstoffmangel
Verursacht das Vergilben der Fächerblätter.
3. Kalium- und Kalziummangel
Beide führen dazu, dass die Blattspitzen und -ränder braun und fleckig werden.
4. Schwefel- und Bormangel
Führt zu gelben, verbrannt aussehenden neuen Blättern.
Um Hitzestress nicht mit einem der oben genannten Nährstoffprobleme zu verwechseln, empfehlen wir, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Ihrem Garten mindestens ein bis zwei Tage lang genau zu überwachen. Messen Sie die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit idealerweise mehrmals am Tag:
- Einmal nachts oder wenn die Grow-Lampen ausgeschaltet sind.
- Einmal am Morgen oder wenn Ihre Grow-Lampen zum ersten Mal eingeschaltet werden.
- Einmal mittags oder kurz bevor die Grow-Lampen wieder ausgeschaltet werden.
Wenn die Temperaturen deutlich über dem Sollwert liegen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Symptome Ihrer Pflanzen Anzeichen von Hitzestress sind. Wenn die Temperaturen in Ordnung sind, aber die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist, kann es sein, dass die trockene Luft die Hauptursache für die Symptome Ihrer Pflanzen ist.
Hauptunterschiede zwischen Hitzestress und Nährstoffproblemen:
- Hitzestress führt dazu, dass sich die Ränder der Blätter einer Pflanze nach oben kräuseln – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, das bei Pflanzen mit Nährstoffmangel oder Nährstoffbrand nicht zu sehen ist.
- Verbrennungen oder Austrocknung durch Hitzestress können sehr schnell auftreten – sogar über Nacht. Die durch Nährstoffmangel verursachte Braun-/Gelbfärbung des Blattwerks erfolgt dagegen graduell.
- Hitzestress röstet die Blätter dort, wo es am heißesten ist – oft hoch oben, in der Nähe der Grow-Lampen. Nährstoffbrand hingegen betrifft alle Blätter einer Pflanze, während Nährstoffmängel eine Vergilbung oder Bräunung bestimmter Pflanzenteile verursachen. Stickstoffmangel beispielsweise wirkt sich zuerst auf die reifen Blätter in der Nähe des Bodens einer Pflanze aus, während Bor- und Schwefelmangel die jungen Wachstumsspitzen und Triebe betreffen.
Wie bekämpft man Hitzestress bei Cannabis?
Der Umgang mit Hitzestress ist in Indoor-Anlagen viel einfacher als im Freien. Wenn Sie Cannabis in einem Raum oder Zelt anbauen, können Sie Hitzestress wie folgt bekämpfen:
- Benutzen Sie ein Thermometer/Hygrometer und überprüfen Sie regelmäßig die Temperatur/relative Luftfeuchtigkeit in Ihrem Raum.
- Überprüfen Sie Ihre Grow-Lampen. Indoor tritt Hitzestress oft als Nebeneffekt von starkem Lichtstress auf. Um sicherzustellen, dass Sie Ihre Grow-Lampen richtig betreiben, lesen Sie unseren Artikel über Lichtstress.
- Sorgen Sie in Ihrem Anbaubereich für eine gute Luftzirkulation. Für die besten Ergebnisse beim Heimanbau empfehlen wir, in Zuluft-, Abluft- und oszillierende Ventilatoren zu investieren. Zuluftventilatoren saugen frische, kühle Luft in Ihren Grow-Room, während oszillierende Ventilatoren diese Luft um Ihre Pflanzen herum zirkulieren lassen. Abluft- oder Auslassventilatoren hingegen saugen alte, heiße Luft aus Ihrem Zelt/Raum ab.
- Halten Sie die Luftfeuchtigkeit optimal. Die beste Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zu erhöhen, ist die Verwendung eines Luftbefeuchters. Manche Züchter stellen Eimer mit Wasser in ihrem Grow-Room auf, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, aber wir raten davon ab. Ein Anbauraum ist voller elektronischer Geräte. Sollte ein Eimer Wasser verschüttet werden, ist dies brandgefährlich!
- Halten Sie die Wurzelzone Ihrer Pflanzen kühl. Die beste Möglichkeit, dies in Innenräumen zu tun, ist die Verwendung von Mulch oder Steinen, um eine Isolierschicht über der oberen Erde der Pflanzen zu schaffen. Dadurch werden die Wurzeln der Pflanzen vor hohen Temperaturen geschützt.
- Gießen Sie Ihre Pflanzen, bevor Sie das Licht einschalten. Dadurch wird verhindert, dass das Wasser in der Erde verdunstet, und gleichzeitig bleiben die Wurzeln der Pflanzen länger kühl.
- Verwenden Sie eine Klimaanlage. Wenn alles andere fehlschlägt, verwenden Sie eine Klimaanlage, um die Temperatur in Ihrem Grow-Room optimal zu halten. Denken Sie aber daran, dass dadurch der Energieverbrauch und die Betriebskosten Ihres Gartens in die Höhe schnellen.
Leider ist der Umgang mit Hitzestress im Freien sehr viel schwieriger, insbesondere bei langanhaltenden Hitzewellen. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihre Pflanzen vor steigenden Temperaturen schützen können:
- Legen Sie den richtigen Zeitpunkt für den Anbau fest. Wenn Sie in einer Region mit extrem hohen Temperaturen leben, sollten Sie Ihren Grow etwas später oder früher beginnen, um die Temperaturspitzen im Hochsommer zu vermeiden. Autoflowering Hanfsamen sind eine interessante Alternative, da sie eine schnelle Ernte zu Beginn und am Ende der Saison ermöglichen
- Verwenden Sie kühlere Töpfe. Obwohl wir im Allgemeinen empfehlen, Cannabis in Smart Pots anzubauen, sollten Sie in heißen Regionen im Freien stattdessen Keramik- oder Zementtöpfe verwenden, da diese einen besseren Schutz vor hohen Temperaturen bieten.
- Erhöhen Sie Ihre Töpfe. Wenn Sie auf einer Terrasse oder einem Balkon anbauen, sollten Sie Ihre Töpfe erhöhen, damit sie nicht mit dem Boden in Kontakt kommen, der extrem heiß werden kann.
- Verwenden Sie Mulch und Steine, um den Mutterboden Ihrer Pflanzen zu schützen und ihre Wurzeln zu isolieren.
- Gießen Sie Ihre Pflanzen frühmorgens, damit ihre Wurzeln tagsüber kühl bleiben und das Wasser nicht in der Sonnenhitze verdunstet.
- Schaffen Sie mit einem Schattentuch einen vorübergehenden Schutz für Ihre Pflanzen. Stellen Sie Ihre Pflanzen mittags in den Schatten, wenn die Sonne am stärksten scheint und die Temperaturen in die Höhe schnellen.
- Wenn nötig, bringen Sie Ihre Pflanzen nach drinnen und stellen Sie sie in einem Zelt oder Zimmer auf.
Können sich Cannabis-Pflanzen von Hitzestress erholen?
Vegetative Cannabis-Pflanzen können sich von den durch Hitzestress ausgelösten Folgeschäden erholen. Idealerweise sollten Sie jedoch die Wachstumsphase um einige Wochen verlängern, um verlorene Wachstum auszugleichen. Wenn Ihre Pflanzen während der Blütephase unter Hitzestress gelitten haben, haben Sie diese Möglichkeit nicht und die Qualität und Quantität Ihrer Ernte könnte darunter leiden.
Die Wahl der richtigen Sorte für den Anbau in heißen Regionen
Wenn Sie in einer heißen Region leben und Cannabis im Freien anbauen wollen, sollten Sie sich eine hitzeresistente Sorte aussuchen. Um sicherzustellen, dass die Pflanzen, die Sie anbauen, der Hitze in Ihrer Region standhalten und eine reiche Ernte abwerfen, gibt es einiges zu beachten. Ihre Hanfsamen sollten folgende Kriterien erfüllen:
- Für den Anbau in mediterranen oder sonnigen Klimazonen geeignet.
- Sativa-dominant. Cannabis sativa stammt aus wärmeren, tropischen Klimazonen, und Sativa-dominante Pflanzen gedeihen in heißen Gebieten in der Regel besser als reine Indicas oder Indica-dominante Hybriden.
- Schnell blühend oder autoflowering. Selbstblühende oder schnell blühende Sorten lassen sich nach dem Hochsommer anbauen und ernten, wenn die Temperaturen freundlicher sind. Während die meisten Züchter in warmen Klimazonen photoperiodische Sorten anbauen, könnten Sie sich für eine autoflowering Sorte entscheiden, wenn Sie in einem Gebiet leben, in dem es im Hochsommer zu heiß für Cannabis ist. Autoflowering Sorten können eine gute Lösung sein, da Sie damit Ernten zu Beginn und Ende der Saison einfahren und so die heißeste Jahreszeit vermeiden können.
Die folgenden hitzeliebenden Sorten von Sensi Seeds können wir Ihnen wärmstens empfehlen:
Bauen Sie Cannabis unter heißen Bedingungen an? Haben Sie eigene Tipps für den Umgang mit Hitzestress, die wir Ihrer Meinung nach übersehen haben? Teilen Sie sie mit uns und unseren Lesern in den Kommentaren unten!